Globale Ungleichheit: Wie koloniale Kontinuitäten Hunger und Armut verursachen
Die Ursachen von Hunger und Armut sind tief in der Geschichte verankert. Viele heutige Abhängigkeiten und Ungleichheiten haben ihren Ursprung in der Kolonialzeit. Europäische Kolonialmächte versklavten Menschen, raubten Rohstoffe, und zerstörten lokale Wirtschaftsstrukturen. Viele Regionen wurden in ein System wirtschaftlicher Ausbeutung gezwungen. Diese kolonialen Kontinuitäten wirken bis heute nach: Multinationale Konzerne kontrollieren große Teile des globalen Agrarhandels, während kleinbäuerliche Betriebe im Globalen Süden kaum Zugang zu fairen Märkten haben. Einseitige Handelsabkommen, hohe Auslandsschulden und fremdbestimmte Vorgaben zur Landnutzung behindern die wirtschaftliche Entwicklung und Selbstbestimmung vieler Länder. Der Aufbau nachhaltiger lokaler Strukturen ist extrem schwierig. Die Folge: strukturelle Armut, fehlende Ernährungssicherheit.
Armut und Hunger: Ein Kreislauf mit langfristigen Folgen
Rund 700 Millionen Menschen weltweit leben in Armut – und etwa jeder elfte Mensch leidet an Hunger. Besonders betroffen sind ländliche Regionen: Etwa 83 Prozent der Armen leben auf dem Land, viele davon sind Frauen und Kinder. Der Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und Arbeit ist dort stark eingeschränkt. Trotz landwirtschaftlicher Tätigkeit ist die Ernährung vieler Familien nicht gesichert.
Armut führt häufig zu Hunger – und Hunger verstärkt die Auswirkungen von Armut. Unterernährte Mütter bringen häufiger untergewichtige Kinder zur Welt. Diese Kinder sind anfälliger für Krankheiten, entwickeln sich langsamer und haben schlechtere Bildungschancen.
Globale Ernährungskrise verschärft sich
Die weltweite Ernährungslage hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verschlechtert. Zwischen 2020 und 2023 hat sich die Zahl der Hungernden mehr als verdoppelt. Ursachen sind neben den strukturellen Ungleichheiten auch bewaffnete Konflikte, die Klimakrise und wirtschaftliche Schocks beispielsweise durch die Corona-Pandemie. Diese Entwicklungen zeigen deutlich: Um Hunger und Armut weltweit wirksam zu bekämpfen, braucht es einen grundlegenden Wandel hin zu mehr Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit.
Unser Beitrag: Wie AWO International Armut und Hunger bekämpft
AWO International setzt sich aktiv dafür ein, Armut zu bekämpfen und Ernährungssicherheit zu stärken – gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen.
-
Nachhaltige Landwirtschaft fördern: Wir unterstützen ländliche Gemeinden beim ökologischen und widerstandsfähigen Anbau von Lebensmitteln. Küchengärten mit lokalem Gemüse verbessern die Ernährungssituation direkt vor Ort. Saatgutbanken und natürliche Düngemittel helfen, Erträge zu sichern und Böden langfristig fruchtbar zu halten.
-
Klimaschutz und Ernährungssicherheit verbinden: Die Klimakrise verschärft weltweit Hunger und Armut. AWO International fördert klimaresiliente Anbaumethoden und unterstützt Maßnahmen zur Anpassung an neue Umweltbedingungen – etwa durch den Bau von Bewässerungsanlagen, die Nutzung dürreresistenter Sorten und Schulungen zu ökologischer Landwirtschaft.
-
Lokale Strukturen stärken: Nachhaltige Veränderungen sind nur möglich, wenn Menschen gehört und beteiligt werden. AWO International unterstützt daher die Partizipation lokaler Gemeinschaften an sozialen, wirtschaftlichen und politischen Prozessen. Wir fördern Basisorganisationen wie Bauernkooperativen und Frauengruppen, damit Menschen ihre Rechte einfordern und die Entwicklung ihrer Gemeinden selbstbestimmt mitgestalten können.
-
Weiterbildung und Unternehmertum fördern: Um langfristig Armut zu überwinden, unterstützt AWO International die Aus- und Weiterbildung von Jugendlichen und Erwachsenen. Neben Schulungen in nachhaltiger Landwirtschaft und Tierhaltung ermöglichen wir auch berufliche Qualifizierungen – etwa als Schneider*in, Mechaniker*in oder in der Gastronomie. So entstehen neue Einkommensquellen und wirtschaftliche Perspektiven, insbesondere für junge Menschen in ländlichen Regionen.
-
Geschlechtergerechtigkeit und Inklusion stärken: Frauen, Menschen mit Behinderung, ethnische Minderheiten und andere von Diskriminierung betroffene Gruppen sind besonders stark von Armut gefährdet. AWO International fördert gezielt ihre Teilhabe an Projekten zur Ernährungssicherung und Armutsbekämpfung. Dazu gehören unter anderem Kampagnen für Landbesitzrechte von Frauen und die aktive Einbindung benachteiligter Gruppen in Entscheidungsprozesse vor Ort.
-
Politisch aktiv für mehr globale Gerechtigkeit: Armut und Ungleichheit sind auch Folgen ungerechter Steuerpolitik. Während viele Menschen einen großen Anteil ihres Einkommens für Steuern und Abgaben leisten, tragen Superreiche oft nur wenig zum Gemeinwohl bei. AWO International setzt sich für mehr Steuergerechtigkeit und eine faire Verteilung von Vermögen ein. Unsere politische Arbeit in Deutschland zielt darauf ab, gerechte Rahmenbedingungen zu schaffen – etwa durch Engagement für ein wirksames Lieferkettengesetz. So stärken wir die Voraussetzungen für soziale Gerechtigkeit und die Bekämpfung von Armut weltweit.