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29. November 2023

Nachhaltige Existenzsicherung und Klimaresilienz in Indien

Armut und Unterernährung sind in Indien weit verbreitet. In Odisha im Nordosten Indiens leben rund 30 Prozent der Menschen unterhalb der Armutsgrenze, die meisten von ihnen sind von der Landwirtschaft abhängig (Global Multidimensional Poverty Index 2022, UNDP & OPHI). Die Auswirkungen des Klimawandels verschärfen die Probleme. Unser Projekt mit dem lokalen Partner Madhyam Foundation fördert nachhaltige Anbaupraktiken, schafft Zugang zu Bewässerungsstrukturen und zeigt diversifizierte Einkommensmöglichkeiten auf.

eine Gruppe von Frauen die in Saris angezogen

Der Bundesstaat Odisha im Nordosten Indiens ist in vielfältiger Weise von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Die Menschen beobachten zunehmend heftige Regenfälle in kurzen Zeiträumen, längere Trockenperioden, hohe Temperaturen und sinkende Grundwasserspiegel. Ein massiver Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion ist die Folge. 

Gemeinsam mit der indischen Organisation Madhyam Foundation setzen wir uns im Distrikt Kandhamal für bessere Lebensbedingungen ein. Kandhamal ist einer der ärmsten Distrikte Indiens und steht bei der Ernährungssicherheit an letzter Stelle aller 30 Distrikte. Die Mehrheit der Distriktbewohner*innen gehört der ethnischen Gruppe der Kondh an, sie besitzen etwa 77 % des Ackerlandes, wobei der durchschnittliche Landbesitz pro Familie bei 0,4 Hektar liegt. Die Menschen in Kandhamal sind verstärkt sozialer und wirtschaftlicher Ausbeutung ausgesetzt und verfügen nur über eingeschränkte Landrechte und Marktzugänge. Fehlende Möglichkeiten der Einkommenssicherung bedrohen zunehmend die Ernährungssituation. Weiterhin bleibt der Zugang zu institutionellen Finanzmitteln und Krediten für die meisten marginalisierten Kleinbäuer*innen eine Herausforderung.

Klimagerechte Anbaumethoden als erster Schritt

Das im August 2023 gestartete Projekt sieht die Einführung nachhaltiger und klimaangepasster Anbaumethoden als ersten Schritt zur Produktionssteigerung und Verbesserung der Nahrungsmittelversorgung. Die Kleinbäuer*innen werden in ökologischen Anbaumethoden von Gemüse, Reis, Hülsenfrüchten, Getreide und Hirse geschult und erhalten lokales, ertragreiches Saatgut. Dazu werden praktische Demonstrationen zur Herstellung von organischem Dünger, zur Schädlingsbekämpfung und zum Bodenmanagement durchgeführt. Darauf aufbauend plant das Projekt den Aufbau von Produktions- und Verkaufseinheiten für Biodünger und Pestizide. Außerdem werden die Haushalte bei der Anlage von Gemüsegärten auf ihren Höfen unterstützt. Ziel ist es, Gemüse für den Eigenbedarf und als Einkommensquelle zu produzieren und damit die Ernährungssituation zu verbessern. Durch die unmittelbare Nähe werden verschiedene Gemüsesorten, Kräuter und Obst vermehrt konsumiert und lange Wege zu den Feldern vermieden. Um den ganzjährigen Anbau verschiedener landwirtschaftlicher Produkte zu gewährleisten, werden verschiedene Wassergewinnungsanlagen gebaut, die den Gemeindemitgliedern zur Verfügung stehen.

Teilhabe der Zielgruppen im Fokus

Im Rahmen des Projekts werden Aktionsgruppen im Bereich Klimawandel gegründet, um lokale Umwelt- und Katastrophenschutzmaßnahmen zu unterstützen und in den Gemeinden zu verbreiten. Die 52 Gruppen erstellen Katastrophenschutzpläne und sind auch für die Auswahl und Wartung von Wasserauffangsystemen verantwortlich. Unter ihnen sind 3900 Frauen, die sich für höhere Löhne, mehr Landbesitz und mehr Mitsprache bei Entscheidungen auf Haushalts- und Gemeindeebene einsetzen. Dadurch werden die Gemeinden sowohl für Umweltschutz und WASH als auch für geschlechtsspezifische Diskriminierung sensibilisiert. Weiterhin werden im Rahmen des Projektes 135 Produzentengruppen mit über 4.000 Bäuer*innen aufgebaut. Als Dachorganisation der Produzentengruppen wird eine Farmer's Producer Organization gegründet. Diese sammelt die landwirtschaftlichen Produkte und verkauft sie auf den lokalen Märkten. Die Produzentengruppen produzieren und verkaufen auch organischen Dünger, Pestizide, Saatgut und andere landwirtschaftliche Betriebsmittel. Zu diesem Zweck errichtet das Projekt Sammelstellen für landwirtschaftliche Produkte in den Gemeinden und erleichtert den Zugang zu Großhändler*innen. Landlose Bäuer*innen erhalten zudem Ziegen und entsprechende Schulungen zur Haltung der Tiere. 

Die zahlreichen partizipativen Ansätze des Projekts stärken die gemeinsame Verantwortung und die Fähigkeit der Zielgemeinden, ihre Lebensgrundlagen nachhaltig zu verbessern und sich an die Auswirkungen des Klimawandels anzupassen.

Projektinfo

Projekt Aufbau klimawandelresilienter Gemeinden für Ernährungs- und Einkommenssicherheit sowie Klimaschutzmaßnahmen
Ort/Region Kandhamal, Odisha, Indien
Partner Madhyam Foundation
Zielgruppe Die direkte Zielgruppe besteht aus 5.000 Haushalten mit insgesamt 21.800 Frauen und Männern aus 52 Gemeinden
Aktivitäten
  • Aufbau und Förderung von Produzentengruppen und Klimaaktionsgruppen
  • Durchführung von Schulungen zum Kapazitätsaufbau für die Projektmitarbeiter*innen und Produzentengruppen in den Bereichen natürliche Anbaumethoden, Anpassung an den Klimawandel, Verringerung des Katastrophenrisikos, Gleichstellung der Geschlechter und soziale Eingliederung, Wasserversorgung und Hygiene (WASH)
  • Bau von Wassergewinnungsanlagen wie Versickerungstanks, abgestuften Leitdämmen und Wasserrückhaltedämmen sowie Einrichtung von Umleitungsbewässerungsstrukturen für sicheres Trinkwasser und Bewässerung
  • Einrichtung von Saatgutbanken zur Erhaltung von lokalem und ertragreichem Saatgut sowie Errichtung von Sammelstellen für Agrargüter
  • Förderung des Kapazitätsaufbaus der Bäuer*innen durch Besichtigung von Modellbetrieben und Informationsmaterialien über ökologische Anbaumethoden
  • Sensibilisierungsmaßnahmen der Gemeinde zu Themen betreffend des Klimawandels sowie geschlechtsspezifischer Diskriminierung
Laufzeit 01.08.2023 – 31.07.2026
Budget 1,2 Millionen Euro Gesamtvolumen
Förderer Aktion Deutschland Hilft (ADH) und Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)

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