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20. Juni 2022 Gastbeitrag

Das Sterben im Mittelmeer beenden!

Der Fluchtweg über das zentrale Mittelmeer hat sich in den vergangenen Jahren zu einer der tödlichsten Fluchtrouten der Welt entwickelt. Im vergangenen Jahr sind dort mindestens 1.553 Menschen ertrunken. Zivile Seenotrettungsorganisationen wie SOS Humanity versuchen mit ihren Rettungsschiffen die Lücke in der humanitären Nothilfe zu füllen, die EU-Staaten im Mittelmeer hinterlassen haben. Hierfür wird SOS Humanity ab August 2022 mit ihrem neuen Schiff, der Humanity 1, im Rettungseinsatz sein.

Ein Mann hält seine kleine Tochter im Arm. Er lächelt und gibt ihr einen Kuss auf die Wange.Beide stehen auf einem Schiff und sind in eine warme Decke eingewickelt.

Seit 2016 unterstützt AWO International die zivile Seenotrettung von SOS Humanity, die von der Gründung 2015 in Berlin bis Ende 2021 SOS Mediterranee Deutschland hieß und zunächst mit der Aquarius und anschließend der Ocean Viking im Rettungseinsatz war. Die deutsche Sektion des europäischen Verbunds hat sich Ende 2021 losgelöst, um eigenständig unter dem neuen Namen SOS Humanity ein weiteres Rettungsschiff, die Humanity 1, im Mittelmeer zu betreiben. Das Ziel: mehr Menschen vor dem Ertrinken retten.

Das Ausmaß der Notlage im Mittelmeer ist darauf zurückzuführen, dass die europäischen Staaten sich weitgehend aus der Seenotrettung im zentralen Mittelmeer zurückgezogen haben. „Die EU-Staaten haben ihre Pflicht zu retten einfach an Libyen ausgelagert“, erklärt Maike Röttger, seit Dezember 2021 Geschäftsführerin von SOS Humanity. „Doch die von der EU aufgebaute und finanzierte sogenannte libysche Küstenwache rettet nicht – sie fängt die flüchtenden Menschen vielmehr mit Waffengewalt ab und schleppt sie zurück in menschenunwürdige Internierungslager, aus denen sie abermals zu fliehen versuchen. So sind sie gefangen in einem Teufelskreis aus Gewalt, Ausbeutung und abermaligen Fluchtversuchen. Was im Mittelmeer geschieht, ist ein humanitärer Skandal, an dem die EU sich mitschuldig macht.“ Die Zahl der menschenrechtswidrigen Rückführungen nach Libyen war im Jahr 2021 fast dreimal so hoch wie 2020.

Um über die Folgen der menschenverachtenden EU-Abschottungs- und Ausgrenzungspolitik aufzuklären und diese zu verändern, ist neben der Rettung auf See die Öffentlichkeitsarbeit an Land von großer Bedeutung. SOS Humanity wird in Zukunft auch stärker auf politische Entscheider*innen einwirken, um die Rechte von Menschen auf der Flucht besser durchzusetzen.

In diesen Einsatzbereichen an Land und auf See unterstützt AWO International die Arbeit von SOS Humanity im Rahmen eines Förderprojekts: Ein mittlerweile auf neun Organisationen gewachsenes Konsortium unter dem Dach von Aktion Deutschland Hilft hat es SOS Humanity auch für den Zeitraum von Januar 2021 bis Mitte 2022 ermöglicht, ihre Arbeit auszuführen. Mitglieder dieses Konsortiums sind ADRA, ASB, AWO, HelpAge, Global-Care, ZWST, World Vision, Handicap International und Islamic Relief. Bei der letzten Zusammenkunft des Konsortiums im Mai 2022 wurde einstimmig beschlossen, dass die wichtige Arbeit von SOS Humanity mit dem neuen Rettungsschiff Humanity 1 auch ab Sommer 2022 weiter gefördert werden soll.

Solange die EU kein staatlich koordiniertes und organisiertes Seenotrettungsprogramm im Mittelmeer umsetzt, muss eine engagierte Zivilgesellschaft mithilfe der spendenfinanzierten Seenotrettung die Männer, Frauen und Kinder auf der Flucht vor dem Ertrinken bewahren.

Der kürzlich veröffentlichte Jahresbericht 2021 von SOS Humanity (SOS Mediterranee Deutschland e.V. gibt einen Einblick in die vielfältige Arbeit der zivilen Seenotrettungsorganisation.

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