Die Ausbeutung von Arbeitskräften und Menschenhandel zählen zu den Hauptproblemen im östlichen Teil Nepals. Unsichere Migrationswege und der Mangel an Arbeit tragen zu einem erhöhten Aufkommen an Menschenhandel bei. „Arbeitsvermittler*innen“ werden nur unzureichend durch die Distrikts- und Provinzverwaltung überwacht. Auch finden in den Gemeinden keine oder kaum Informationsveranstaltungen zu dem Thema statt. Lokale Regierungsvertreter*innen nehmen ihre Verantwortung nicht wahr, die in der 'Provinz 1' lebenden Menschen zu den damit verbundenen Risiken zu informieren. Eine offizielle Überprüfung durch die nepalesische Regierung wurde im März 2018 durchgeführt und erklärte mehr als 80 private Agenturen für Arbeitsvermittlung aus dem benachbarten Distrikt Jhapa als illegal. Zusätzlich fehlen verlässliche Daten und Zahlen zu aktuellen Migrationsströmen. Mangelnde Einkommensmöglichkeiten führen dazu, dass sich besonders Jugendliche für eine riskante Beschäftigung im Ausland entscheiden. Die Grenzregion ist nur schwer zu überwachen, sodass Menschenhändler*innen ein leichtes Spiel haben. Die indische Metropole Kalkutta liegt nur eine Tagesreise entfernt: Dort finden junge Männer eine Anstellung als Tagelöhner auf den Großbaustellen, während Frauen und Mädchen meist in Rotlichtviertel unterkommen. Auch die Golfstaaten und Malaysia gelten als „populäre“ Ziele für Arbeitsmigrant*innen aus Ilam.
Aufklärung ist der erste Schritt
Unsere Partnerorganisation 'HuRF' setzt sich bereits seit über 20 Jahren für Menschenrechtsfragen und den Aussöhnungsprozess nach dem Ende des Bürgerkriegs in entlegenen Regionen im Osten Nepals ein.
Der Fokus des gemeinsamen Projektes in Ilam ist der Aufbau von Jugendgruppen, welche die Gemeindemitglieder zum Themenkomplex der sicheren Migration und Menschenhandel aufklären sollen. Interessenten und deren Familien werden durch die Jugendgruppen über den Migrationszyklus informiert und sensibilisiert, unter anderem auch durch Tür-zu-Tür-Kampagnen. Neben dieser Aufgabe übernehmen die Gruppen eine Wächterfunktion, um die lokalen Behörden bei Verdachtsfällen des Menschenhandels zu alarmieren. Dies erfolgt in enger Abstimmung mit den Projektmitarbeiter*innen, den Gemeinderät*innen und den ansässigen Interessengruppen. Gemeinsam mit den Interessenvertretern initiieren die Jugendgruppen einen Diskurs rund um sichere Migration und Menschenhandel. Auch weitere Gemeinden im Distrikt Ilam und den benachbarten Dörfern in den angrenzenden Distrikten können ihr Bewusstsein zu Menschenhandel und sicherer Migration durch ein projektfinanziertes Radioprogramm schärfen. Nicht zuletzt fördert das Projekt Klein- und Kleinstunternehmertum sowie formelle Ausbildungswege.
Bereits in der vergangenen Förderphase war die Zusammenarbeit mit der Partnerorganisation HuRF in Ilam erfolgreich: Die neu gewählten Regierungsstrukturen nahmen nach und nach die durch das Projekt geförderten Jugendgruppen als eigene Strukturen an, unterstützten diese mit eigenen Mitteln. Wegweisende Schritte für mehr Nachhaltigkeit.
Nachtrag April 2023
Das Projekt wurde Ende 2022 erfolgreich abgeschlossen. Im Rahmen des Projekts führten 28 Jugendgruppen in allen Projektgemeinden Kampagnen zur Sensibilisierung für sichere Migration und gegen den Menschenhandel sowie für die Bedeutung des Unternehmertums zur Sicherung des Lebensunterhalts durch. Außerdem wurden durch Straßentheater Vorführungen mehr als 12.000 Zuschauer*innen erreicht und dadurch das Bewusstsein für die Bedeutung von sicherer Migration auf Gemeindeebene geschärft. Daneben trugen die Theateraufführungen dazu bei, die Bevölkerung über COVID-19 und grundlegende Hygiene-Praktiken aufzuklären. Während der Projektlaufzeit erhielten insgesamt 3.500 Menschen Beratungen zu sicherer Migration durch den Support Desk in den Gemeinden Chulachuli und Maijogmai. Weiterhin nahmen 655 Gemeindemitglieder an beruflichen Schulungen in der Ziegen-, Schweine-, Geflügel- oder Bienenzucht sowie zum außersaisonalen Gemüseanbau teil, und entwickelten mit Unterstützung des Projektteams einen eigenen Geschäftsplan.
Projektinfo
Projekt | Jugend für sozialen Wandel - Initiative gegen Menschenhandel durch die Förderung von Kapazitäten, die Mobilisierung von Jugendgruppen zum Thema Sichere Migration und die Förderung der Selbstständigkeit zur Verbesserung des Lebensunterhaltes |
---|---|
Ort/Region | Provinz 1, Distrikt Ilam. Das Projekt wird in vier Gemeinden (Mai, Rong, Chulachuli und Maijogmai) umgesetzt. |
Partner | Human Rights Forum Nepal (HuRF) |
Zielgruppe | Potentiell gefährdete Migrant*innen, Familienangehörige von Migrant*innen, erfolglose Rückkehrer*innen, Überlebende von Menschenhandel sowie Jugendliche |
Aktivitäten |
|
Laufzeit | 2020 - 2022 |
Budget | 71.205 Euro |
Förderer | BMZ Sozialstrukturförderung |