Sozialstrukturförderung und Entwicklungszusammenarbeit
Ob Rettungsdienst, Kindergarten oder Energiegenossenschaft, viele Menschen nutzen in ihrem Alltag Angebote, die auf Sozialstrukturen basieren und selbstverständlich erscheinen. Doch es braucht jemanden, der diese Strukturen aufbaut und pflegt, dahinter stehen oft Verbände oder Hilfsorganisationen – sogenannte Sozialstrukturträger. Diese seien nicht weniger als „gelebte Solidarität“, so die Ministerin in ihrer Eröffnungs-Keynote.
„Wir alle kennen die wertvolle Arbeit von großen zivilgesellschaftlichen Trägerorganisationen hierzulande: Hundertausende Menschen deutschlandweit bilden sich in Volkshochschulen weiter. Eltern bringen ihre Kinder in AWO-Kitas und lassen ihre Eltern in Caritas Pflegeheimen versorgen. Deutsche Genossenschaften und Volksbanken erreichen Millionen von Menschen, gerade auch im ländlichen Raum“, so Schulze weiter. Es sei wichtig, dieses Können und Wissen auch mit Partnerorganisationen weltweit zu teilen und gemeinsam Projekte zu entwickeln, die insbesondere das Leben der Menschen im Globalen Süden verbesserten.
Als Beispiel für nachhaltige Hilfe gegen Hunger und Armut brachte Schulze die Geschichte einer 62-jährigen kolumbianischen Landwirtin, die durch ihre Teilnahme an Managementtrainings in Kooperation mit dem DGRV in der Lage war, ihren Verein zu einer Genossenschaft weiterzuentwickeln und dort den Vorsitz zu übernehmen. „Die Genossenschaft beliefert mittlerweile öffentliche und private Einrichtungen mit landwirtschaftlichen Produkten und damit auch Schulspeisungsprogramme. Die Mitglieder der Genossenschaft verkaufen jetzt mehr und unterstützen ihre Familien besser“, erklärt Schulze die weitreichenden positiven Folgen für die Mitglieder und die ganze Region.
Weitere Parallelen zwischen der genossenschaftlichen Idee - Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung - und dem entwicklungspolitischen Ansatz Ihres Ministeriums wurden deutlich, als Schulze die drei „V“ als Leitplanken für Entwicklungsprojekte beschrieb: „Verantwortung, Vernetzung und Verankerung.“ Verantwortung meine, dass benachteiligte Menschen in ihren eigenen Initiativen dabei unterstützt würden, sich zu organisieren, sich gesellschaftlich zu beteiligen und sich selbst Perspektiven zu schaffen. Vernetzung sei wichtig, damit sich lokale Initiativen zu größeren Organisationen zusammenschließen, um so gemeinsam leistungsfähiger, professioneller und schlagkräftiger gegenüber Öffentlichkeit und Politik zu werden und ihre Rahmenbedingungen zu verbessern, so Schulze. Die Verankerung der aufgebauten Sozialstrukturen sei wiederum die beste Krisenprävention, denn soziale Organisationen stärkten das Vertrauen der Menschen untereinander, machen Gesellschaften widerstandsfähig und wehrhaft, resümierte die Ministerin.