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20. August 2020 Projektupdate

Die AWO zu Besuch in Zentralamerika

Im Oktober 2019 startete unser Fachkräfteaustausch. Nach den Besuchen in Deutschland, flogen im März 2020 sieben AWO-Mitarbeiter*innen nach Zentralamerika. Andrea Liberona, AWO Hessen-Süd, war eine von ihnen. Uns erzählt sie von ihren Erfahrungen.

Hernán, Kelly und Andrea bei der Vorbereitung auf ihr Miniprojekt (Foto: AWO International)
Hernán, Kelly und Andrea bei der Vorbereitung auf ihr Miniprojekt.

Und dann ging es los: Im März durftet ihr nach Zentralamerika reisen. Wo ging es für dich hin?

Andrea: Endlich! Mein erster Stopp war die Region Copán im Norden von Honduras. Hier arbeitet Hernán mit seiner Organisation OCDIH. Der Schwerpunkt von OCDIH liegt auf der Jugendarbeit. Sie bieten kostenfreie Qualifizierungen in den Bereichen Zweirad-Mechanik und Friseur/Kosmetik für Jugendliche an. Denn hohe Jugendarbeitslosigkeit führt dazu, dass viele in die Städte ziehen, um dort ihr Glück zu finden - was aber mit einer meist nur geringen Bildung sehr schwierig ist. Viele sehen dadurch keine Perspektive und begeben sich auf den gefährlichen Weg über Guatemala und Mexiko in die USA. Auch hier bringt sich OCDIH gemeinsam mit AWO International für sichere Migration ein. Sie bieten Informationsabende an. Den Jugendlichen sollen die Risiken der Migration aufgezeigt werden und sie sollen dazu befähigt werden, eine qualifizierte Entscheidung zu treffen. Immerhin gelangt ein Großteil derer, die sich auf den Weg machen, gar nicht die USA. Der Weg ist voller Gefahren – von tätlicher Ablehnung der Einwohner*innen der Transitländer über Überfälle und sexuellem Missbrauch bis hin zu Mord – von den körperlichen Strapazen einer 5000km-Fußstrecke ganz abgesehen.

Welche Projekte von OCDIH hast du besucht?

Andrea: Ich habe verschiedene Jugendgruppen kennengelernt und durfte die Arbeit von OCDIH hautnah miterleben. Zum Beispiel die Jugendlichen aus der Gemeinde Potrerillos, mit denen wir gemeinsam das Miniprojekt gestartet haben. Das spannendste war wohl der Besuch einer Kaffeeplantage in den Bergen. OCDIH versucht hier die Landwirte untereinander zu vernetzen und klärt über umweltschonende Anbaumethoden und die Bedeutung des Klimaschutzes für den Erhalt des so wichtigen feuchten Klimas der Region auf.  Hier trafen wir Hilda, stellvertretende Bürgermeisterin von San Nicolás und Eigentümerin der Plantage. Sie zeigte uns die einzelnen Arbeitsschritte, berichtete von den harten Arbeitsbedingungen und den klimatischen Herausforderungen. In ihrer Rolle als stellvertretende Bürgermeisterin erzählt sie zudem, wie schwierig es ist, Gelder für soziale Projekte zu bekommen. Soziale Arbeit funktioniert hier nur durch internationale Kooperationen, wie eben mit AWO International.

Von Honduras ging es dann mit dem Auto nach Guatemala. Was stand hier auf dem Plan?

Andrea: Vor allem das Wiedersehen mit allen deutschen Kolleg*innen und deren Austauschpartner*innen. In Guatemala-Stadt lernten wir durch Museumsbesuche viel über die Geschichte des Landes, die Verfolgung der indigen Bevölkerung, den guatemaltekischen Bürgerkrieg, und den Rassismus, der seit der Kolonialisierung trauriger und leider fester Bestandteil des Miteinanders der unterschiedlichen Ethnien ist. Gemeinsam reisten wir dann nach Panachajel, einige Stunden nord-westlich von Guatemala-Stadt, an den See Atitlán. An diesem letzten Stopp unserer Reise resümierten wir unsere Erfahrungen und nutzen die Zeit, sowohl die Projektbesuche als auch die Ergebnisse der Miniprojekte auszuwerten.

Was nimmst du aus dem Fachkräfteaustausch mit?

Andrea: Neben all den Eindrücken, schönen Bekanntschaften und spannenden Einblicken in die Arbeit meiner Kolleg*innen, hat mich vor allem das große Engagement meiner lateinamerikanischen Kolleg*innen beeindruckt. Das ist unglaublich und inspiriert. Die große Abhängigkeit von ausländischen Geldgebern, die Gefahr, von der Regierung aber auch gerade in der Flüchtlingsarbeit von Anwohner*innen angefeindet zu werden, ist sehr groß. Den Wunsch, einen positiven Wandel im eigenen Land voranzubringen, scheinen alle in sich zu tragen.

Bleiben du und Hernán weiterhin in Kontakt?

Andrea: Ich möchte weiterhin mit Hernán in Kontakt bleiben. Gemeinsam mit meinen Teilnehmer*innen möchte ich so viel Leergut sammeln, um von dem Erlös einen Wasserfilter für eine von Hernáns Gemeinden zu finanzieren. Auch wenn der Alltag mich längst wieder im Griff hat, begleitet mich der Austausch im Kleinen wie im Großen. So bemühe ich mich, auch privat ressourcenschonender umzugehen, weniger Fleisch zu essen, kein Einmalplastik zu verwenden. Auch ist mir meine privilegierte Rolle als weiße Europäerin bewusster. In meiner Arbeit bemühe ich mich andere Lernansätze zu verwenden, um meine Teilnehmer*innen besser zu erreichen.

Vielen Dank für diesen spannenden Einblick!

Andrea, wieso hast du dich für den Fachkräfteaustausch beworben?

Andrea: Der Fachkräfteaustausch verfolgte das Ziel, neue Konzepte zu Empowerment und Partizipation kennenzulernen und Kernkompetenzen zu Bildung für nachhaltige Entwicklung aus einer anderen Perspektive zu stärken. Ich arbeite als Projektleiterin für die ESF-geförderte Maßnahme „Qualifizierung und Beschäftigung junger Menschen“ bei der AWO Lernwerkstatt, einer Einrichtung der AWO Hessen-Süd. Hier arbeite ich bereits seit vier Jahren mit schulmüden, psychisch Kranken, sozial benachteiligten oder geflüchteten jungen Menschen zusammen. Ich versprach mir von dem Austausch neue Impulse für meine Arbeit. Außerdem freute ich mich natürlich auf einen allgemeinen Erfahrungsaustausch und Vernetzung – vor allem, da Spanisch meine Muttersprache ist.

Der Fachkräfteaustausch startete ja bereits im Oktober 2019. Eure zentralamerikanischen Austauschpartner*innen besuchten euch in Deutschland.

Andrea: Genau. Mein Austauschpartner war Hernán von der honduranischen Organisation OCDIH. Die ersten Tage verbrachten wir alle zusammen in Berlin. Wir lernten uns gegenseitig kennen, bemühten uns, die unterschiedlichen Mentalitäten und Arbeitsformen zu verstehen, beschäftigten uns mit den Theorien zum Globalen Lernen, den Nachhaltigkeitszielen der UN und hatten unheimlich viel Spaß miteinander. Dann besuchte mich Hernán mehrere Tage in Hessen-Süd. Ich zeigte ihm die AWO Lernwerkstatt und führte ihn in unsere Arbeitsweise ein. Nach der Rückkehr von Hernán nach Honduras, starteten wir dann gemeinsam unser Miniprojekt. 

Die Miniprojekte waren ja ein fester Bestandteil des Austausches. Jedes Tandem sollte dadurch noch stärker in den Austausch gehen und über die Ländergrenzen hinweg zusammenarbeiten. Was habt ihr gemacht? 

Andrea: Jedes Projekt sollte auf einem der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen basieren. Wir entschiedenen uns für Ziel 12: Nachhaltiger Konsum und Produktion. Ziel war, dieses Thema den Jugendlichen näher zu bringen, um einen bewussteren Umgang mit dem eigenen Konsum anzustoßen. Das Projekt sollte in einer Müll-Sammel-Challenge münden, bei der beide Jugendgruppen grenzüberschreitend gegeneinander antreten. Das war ein voller Erfolg und hat allen Beteiligten sehr viel Spaß gemacht!

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