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21. September 2020 Projektupdate

"Wir arbeiten dran!"

Mit der bundesweiten AWO-Kampagne "Wir arbeiten dran!" sollen die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (engl. Sustainable Development Goals, SDGs) sowohl in der Arbeiterwohlfahrt als auch der Gesellschaft an Bekanntheit gewinnen. Die Kampagne zeigt anhand von Praxisbeispielen auf, in welchem Umfang die AWO bereits an den verschiedenen Zielen arbeitet, welchen Beitrag sie leistet und welcher Handlungsbedarf noch vor uns liegt.

Am 25. September 2015 verabschiedeten alle Mitglieder der UN Generalversammlung gemeinschaftlich ein umfassendes und weitreichendes politisches Konzept, das nachhaltige Entwicklung auf unserem Planeten möglich machen soll. Ein Konzept, das sich nicht nur durch einen sehr visionären Charakter auszeichnet, sondern durch 17 Einzelziele und insgesamt 169 Unterziele, die zuvor unter Beteiligung von Vertreter*innen aus Staaten, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft erstellt wurden, auch eine sehr konkrete Agenda definiert. Bis zum Jahr 2030 soll diese nach Vorstellung der Entscheider*innen verwirklicht werden und dabei inhaltlich zwei internationale Politikprozesse bündeln: Zum einen globale Vereinbarungen zur Steuerung von menschlicher und wirtschaftlicher Entwicklung und zum anderen den Schutz des Ökosystems der Erde, insbesondere auch durch den Erhalt von Biodiversität und die Bekämpfung des Klimawandels. Wurden bislang sogenannte Schwellen- und Entwicklungsländer als Zielgruppe derartiger Vereinbarungen verstanden, so sind nun explizit auch wohlhabende Industriestaaten wie Deutschland angesprochen. Gerade sie sind in der Pflicht, sich der Agenda anzunehmen und den für sich notwendigen Entwicklungsbedarf im Sinne der Ziele zu definieren. Auf diese Weise entfalten die Ziele auch eine direkte Wirkung für Deutschland und betonen, dass auch entwickelte Länder mit Blick auf Nachhaltigkeitsfragen zum Teil gewaltigen Nachholbedarf haben.

Die SDGs in die Praxis bringen

Die SDGs können somit ein praxistaugliches Instrument sein, um nachhaltige Entwicklung in Verbänden wie der AWO voranzutreiben. Hierfür mangelt es jedoch innerhalb der Verbände, wie auch in der Gesellschaft insgesamt, noch an Bekanntheit und an einer flächendeckenden Auseinandersetzung mit den SDGs und der Einbindung in die eigenen strategischen Planungen. Deshalb startet der AWO Bundesverband in enger Zusammenarbeit mit AWO International eine umfassende Kampagne unter dem Titel „Wir arbeiten dran!“.  

Ziel der Kampagne ist es, grundsätzliches Wissen zu und über die SDGs aufzubauen und eine praktische Auseinandersetzung anzuregen. Die Kampagne zeigt anhand von Praxisbeispielen auf, in welchem Umfang die AWO bereits an den verschiedenen Zielen arbeitet, welchen Beitrag sie leistet und welcher Handlungsbedarf noch vor uns liegt. Sie stellt die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung mit Hilfe von fünf Arbeitsfeldern der AWO und fünf eigens dafür kreierten Alltagsheld*innen in direkte Verbindung zu den fünf Grundwerten der AWO. Gliederungen, Einrichtungen und Dienste der AWO sind dazu eingeladen, sich dieses Ansatzes zu bedienen und auf lokaler oder regionaler Ebene Aktionen zu starten, die zur nachhaltigen Entwicklung beitragen. Dabei sollen die SDGs kommunikativ genutzt werden und somit auch ein Dach über die vielfältigen gemeinnützigen Tätigkeiten des Verbandes gelegt werden. Auf einer eigenen Website werden Aktionen und Praxisbeispiele gesammelt und den AWO-Grundwerten sowie einzelnen SDGs zugeordnet: www.wirarbeitendran.awo.org.

SDG 13: Gerechtigkeit

Die Kampagne startet mit dem Thema Gerechtigkeit. Zunahme von Überschwemmungen, Wassermangel und Dürren sowie starke Stürme zerstören Lebensgrundlagen und zwingen Menschen zur Flucht. Auch hierzulande werden die Auswirkungen immer spürbarer. Deshalb müssen so schnell wie möglich Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels ergriffen werden.

Gerechtigkeit bedeutet, dass alle Menschen eine lebenswerte Zukunft haben – und dies erfordert, unsere Lebensweise für kommende Generationen nachhaltig zu gestalten. Ökologisch, und sozial.

AWO-Alltagsheld Raphael, der in einem Pflegeheim in München arbeitet

 

Klimagerechtigkeit heißt für die AWO, dass wir unsere klimaschädlichen Emissionen um 90 % reduzieren müssen, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. In einem Pilotprojekt erproben derzeit 40 AWO-Einrichtungen, wie Klimaschutz in der stationären Pflege funktionieren kann.

#so arbeiten wir dran – Beispiel für Gerechtigkeit in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit

AWO International arbeitet seit 2013 gemeinsam mit der Partnerorganisation ACCSS in der guatemaltekischen Grenzregion zu Mexiko, Ixcán. Hier stärken wir in einem Projekt Jugendliche in ihren Rechten und treiben demokratische Partizipationsprozesse voran. In unserer aktuellen Projektphase wird vor allem das Jugendnetzwerk Ak´Molam gestärkt. Ixcán ist zehn Stunden Autofahrt von der Hauptstadt Guatemala-Stadt und drei Stunden von der nächstgrößeren Stadt Cobán entfernt, dies macht die Region abgeschieden und es gibt nicht viele Arbeitsplätze – vor allem für junge Erwachsene. Durch die Nähe zur mexikanischen Grenze ist für viele der Schritt zur Auswanderung naheliegend und meist die einzige Perspektive.

Einkommensschaffende Maßnahmen als Bleibeperspektive

Die jungen Männer und Frauen, die sich seit vielen Jahren im Jugendnetzwerk Ak´Molam engagieren, wollen dies ändern. Dank AWO International und ACCSS wurden 72 Jugendliche als Multiplikator*innen in Migrationsthemen ausgebildet: sie geben ihr Wissen an Gleichaltrige weiter und klären über die Risiken und eine sichere Migration auf. Um die meist gefährliche Migration von Minderjährigen und jungen Erwachsenen zu verhindern, müssen auch Bleibeperspektiven geschaffen werden. Daher wurden die jungen Erwachsenen des Netzwerks kreativ: sie organisierten sich und begannen eine Shampoo-Produktion. Die Shampoos enthalten ausschließlich natürliche Inhaltsstoffe aus der Region. Die Haarpflegeprodukte werden anschließend auf lokalen Märkten verkauft und die Jugendlichen teilen ihre Gewinne auf solidarische Weise unter den Beteiligten auf und investieren gleichzeitig einen Teil in ihre Jugendorganisation. Mit der Zeit erweiterten die Jungunternehmer*innen aus dem Ixcán ihre Produktpalette mit traditionellen Süßigkeiten, Kerzen und – seit der Corona-Pandemie – Desinfektionsgel auf Aloe-Vera-Basis. Ihre Produkte werden in der Region sehr geschätzt und viele bewundern das Engagement der Jugendlichen. 

Ak´Molam als Lobby-Akteur für die Rechte der Jugendlichen im Ixcán

Im Jugendnetzwerk Ak´Molam wird großer Wert auf demokratische Prozesse und Gleichheit gelegt: „Bei uns wird niemand aufgrund seines Geschlechts oder seiner Kultur diskriminiert“, erzählt uns Vorstandsmitglied Willy Guzman, „wer Interesse hat und sich engagieren will, ist herzlich willkommen und kann sich jederzeit einbringen“. Die jungen Frauen und Männer des Netzwerks sind, dank der Begleitung von ACCSS, gut über ihre Rechte aufgeklärt und fordern diese auch vehement ein. „Unser Ziel ist es vor dem Gemeinderat sichtbarer zu werden. Wir bringen uns stark in der Lokalpolitik ein, um in der Budgetplanung berücksichtigt zu werden und für unsere Ziele zu kämpfen“, berichtet Willy weiter. Die Jugendlichen fordern unter anderem mehr Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung, wie z.B. Sportplätze und für jedermann zugängliches Equipment, sowie mehr Investitionen in Ausbildungsstätten und Schulen. Gerechtigkeit wird bei Ak´Molam großgeschrieben. Die Jugendlichen fordern eine lebenswerte Zukunft in ihrer Heimatregion – und wir unterstützen sie dabei.

*** 

Die Kampagne "Wir arbeiten dran!" hat ihren Schwerpunkt im Zeitraum September 2020 bis Januar 2021. Alle Informationen sowie Materialien finden sich auf www.wirarbeitendran.awo.org. AWO-Gliederungen haben hier auch die Möglichkeit, eigene Praxisbeispiele einzureichen. Für Rückfragen steht beim AWO Bundesverband Steffen Lembke, Leiter Qualitätsmanagement / Nachhaltigkeit zur Verfügung: nachhaltigkeitprotect me ?!awoprotect me ?!.org, Tel 030 / 26309 -240

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