
Hilfe direkt vor Ort: Mobile Berater in der Fluthilfe
AWO-Mitarbeiter Gerard Gross lief in den geschädigten Gebieten in Hagen und Altena von Haus zu Haus - zunächst, um die Menschen über die Soforthilfen der AWO zu informieren, später auch, um sie bei Fragen rund um den Wiederaufbau zu unterstützen, zuzuhören und gemeinsam an Lösungsmöglichkeiten für multiple Herausforderungen zu arbeiten. Verstärkt wird das mobile Hochwasserteam in Hagen durch den Psychologen Bernd Schumacher. “Einfach, dass jemand zuhört und da ist, das ist toll”, erzählt Frauke von Lehm, die sowohl privat als auch gewerblich schwer von dem Hochwasser betroffen war. Die gelernte Schneiderin ist erschöpft von den bürokratischen Herausforderungen beim Wiederaufbau. In der Flutnacht wurde ihr eigenes Nähatelier völlig verwüstet, zahlreiche teure Stoffe musste sie wegwerfen, da sie durch das Wasser und den Schlamm unbrauchbar geworden waren. Unterstützung bekommen Betroffene wie Frauke durch das AWO-Hochwasserteam in Hagen. In einem Hochwasserhilfe-Büro in der Innenstadt bietet der Verband gemeinsam mit anderen Wohlfahrtsverbänden und der Stadt Hagen eine Anlaufstelle für betroffene Personen. Die AWO-Flutberaterin Sabine Krimpmann bietet dort Unterstützung beim Ausfüllen der umfassenden Anträge auf staatliche Hilfen, berät über unbürokratische finanzielle Hilfen der AWO, beispielsweise zur Wiederbeschaffung von Hausrat, aber auch über Wiederaufbauhilfen. Zur Verfügung gestellt werden diese Auszahlungen über Spendengelder von AWO international und Aktion Deutschland Hilft.
Psychosoziale Unterstützung für Hochwassergeschädigte
Während in der Anfangszeit die Auszahlung von Soforthilfen den Schwerpunkt des Projektes bildete, zeigen sich mit der Zeit auch die psychischen Folgen für Betroffene immer deutlicher. Bernd Schumacher, der Psychologe aus dem Hochwasser-Team in Hagen, berichtet von kollektiver Angst und Unruhe der Betroffenen bei Regen und steigendem Flusspegel: “Das Schlimme ist, dass die Kinder sehen, wie die Erwachsenen schwach werden. Und dann werden sie still und bekommen Angst, die Eltern noch mehr zu belasten”. Aus diesem Grund werden verschiedene Angebote für Kinder entwickelt, z.B. ein Kindermitmachtheater, in dem die Kinder auf spielerische Art und Weise die Erfahrungen des Hochwassers verarbeiten können. Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit einer Theaterpädagogin entwickelt. Darüber hinaus werden geschädigten Familien kostenlose Kuren an der Ostsee angeboten „Die Situation hat viele psychisch und körperlich an ihre Grenzen gebracht“, so Andreas Frank, Geschäftsführer der AWO Kur: “Wir wollen den Menschen kurzfristig und unbürokratisch ein wenig Entlastung schenken.” Das Angebot richtet sich an Eltern oder Großeltern, die mit ihren Kindern oder Enkelkindern eine Auszeit in schweren Zeiten benötigen.

Eine kleine Auszeit - Freizeitaktivitäten für Hochwasserbetroffene
Vielen Menschen, die in ihrem Leben sonst nie auf Hilfe anderer angewiesen waren, fällt es schwer Hilfen anzunehmen. Besonders für ältere Menschen ist es zudem eine große Hürde, psychologische Angebote anzunehmen. Um die Hemmschwellen zu senken und den Hochwasser-Betroffenen gleichzeitig eine Auszeit von den Sorgen und Ängsten zu geben, bietet das Hochwasser-Team in Hagen verschiedene Freizeitangebote für Hochwassergeschädigte an. Ob Bowling-Abend, Alpaka-Wanderung oder Krimidinner – das Hochwasser-Team in Hagen lässt sich immer wieder neue Aktionen einfallen, um den Menschen in Hagen zwischen Renovierungsarbeiten, Geldsorgen und Antragsherausforderungen eine kleine Auszeit zu ermöglichen. Gleichzeitig werden durch die Aktionen niedrigschwellig Räume für Austausch und Gespräche geschaffen. Eine besonders erfolgreiche Aktion war der Frühjahrsputz im Biotop Königssee im März 2022. Gemeinsam mit den betroffenen Menschen und anderen Verbänden organisierte das AWO-Hochwasserteam eine große Aufräumaktion in drei besonders von der Flut betroffenen Gebieten, um noch vorhandene Spuren der Flut zu beseitigen. Im Anschluss wurde gemeinsam gegrillt.
Wiederaufbauhilfe: Kein Sprint, sondern ein Marathon
“Fluthilfe ist kein Sprint, sondern eher ein Marathon, für den wir einen langen Atem brauchen“, erklärt Michael Scheffler, Vorsitzender des AWO Bezirksverbands Westliches Westfalen. Beim Wiederaufbau gilt das Prinzip der Nachrangigkeit. Als erstes muss - falls vorhanden - die Versicherung den Schadensfall prüfen. Was sie nicht zahlt, übernimmt der Staat, allerdings nur zu 80 Prozent. Erst danach dürfen Spenden zum Einsatz kommen. Seit Ostern konnten wir in Hagen endlich mit der finanzielle Wiederaufbauhilfe starten. Bisher wurden bereits … Euro an … Familien ausgezahlt.
Autorin: Miriam Druba