In unseren internationalen Projekten der humanitären Hilfe bereiten wir Menschen auf mögliche Katastrophen vor und unterstützen vulnerable Gruppen nach Erdbeben, Zyklonen, Überschwemmungen oder auf der Flucht. Nach Katastrophen helfen unsere Partner vulnerablen Menschen bei der Wiederherstellung ihrer Lebensgrundlagen, unterstützen beim Wiederaufbau und leisten psychologische Unterstützung. Ziel des gemeinsamen Workshops im September war es, Raum zu schaffen für Austausch und gegenseitiges Lernen. Dafür sind fünf Kolleg*innen aus unseren Regionalbüros aus Guatemala, Uganda, Nepal und Philippinen nach Deutschland gekommen. Gemeinsam mit den humanitären Kolleg*innen aus dem Berliner Aktionsbüro fand ein zweiwöchiger Workshop statt. In diesem Rahmen tauschten sie sich über Projekte, Nothilfesysteme und Erfahrungen aus, stellten Gute Praxis Beispiele vor und besprachen Herausforderungen bei der Projektumsetzung.

“Für mich war es eine sehr gute Erfahrung, weil wir uns mit allen internationalen Kolleg*innen austauschen konnten. Wir konnten viel voneinander lernen und viele Erfahrungen sammeln, zum Beispiel über neue Projekte und neue Bereiche, die wir in der Arbeit in unserem Regionalbüro nutzen können”, berichtet Loida Yax, die in der Region Mittelamerika und Mexiko Projekte der humanitären Hilfe koordiniert.
Einige Themen konnten in Workshops und Trainings tiefer diskutiert werden, wie zum Beispiel die Stärkung und Inklusion von vulnerablen Gruppen wie Frauen und Menschen mit Behinderung. Basierend auf den Diskussionen entwickelt AWO International die humanitäre Strategie für die nächsten 5 Jahre weiter. Lalit Thapa, Projektmanager für humanitäre Hilfe im Regionalbüro Nepal, konnte viele Impulse für seine Arbeit in Südasien mitnehmen:
In Guatemala zum Beispiel wird sehr gute Arbeit geleistet im Kontext von inklusiver Katastrophenvorsorge. Auf den Philippinen habe ich festgestellt, dass die Kolleg*innen einen großartigen Aktionsleitfaden entwickelt haben. Hoffentlich werden diese Dinge in unserem Kontext nachgeahmt. In Uganda befindet sich ein Projekt zu Klimaanpassungsmaßnahmen in der Endphase der Vorbereitung. Wir führen bald ein ähnliches Projekt in Indien durch. Die Erkenntnisse aus Uganda und den Philippinen sind dabei sehr hilfreich für die Weiterentwicklung unseres Projektes.

Außerdem waren wir zu Besuch bei Aktion Deutschland Hilft (ADH) in Bonn. “Der Besuch war sehr interessant, denn wir kennen ADH nur vom Logo her. Aber ich weiß nicht, wer die Menschen dahinter sind. Es war sehr schön, sie persönlich kennenzulernen und auch zu sehen, wie sie arbeiten,” berichtet Charmaine Marinas, Projektmanagerin für humanitäre Hilfe im AWO International Regionalbüro Südostasien. Im Anschluss besuchten die internationalen Kolleg*innen auch die von der Flutkatastrophe 2021 betroffenen Gebiete in der Eifel und im Ahrtal, wo AWO International gemeinsam mit vier AWO-Bezirksverbänden auch in Deutschland humanitäre Hilfe leistet. In Schleiden waren sie zusammen mit den AWO-Flutberater*innen bei Betroffenen der Flutkatastrophe und sprachen mit ihnen über ihre Erfahrungen, die Hilfen und Herausforderungen. “Als humanitärer Helfer ist es sehr gut, voneinander zu lernen und sich mit den Kolleg*innen in Deutschland aber auch aus den anderen Regionen auszutauschen”, so Surendra Gautam aus dem Regionalbüro in Nepal:
“Der Besuch in den Flutgebieten war für mich eine sehr gute Gelegenheit, das deutsche Hilfssystem besser kennenzulernen. Was ich hier erkannt habe, ist, dass es große Unterschiede gibt, was z.B. Grundbedürfnisse angeht. Beispielsweise wurden in Deutschland Waschmaschinen verteilt, zur Befriedigung eines Grundbedürfnisses. In meinem Land, in Nepal oder in Indien, ist vielleicht das Thema Ernährung erstmal das Wichtigste, worum wir uns kümmern müssen nach einer Katastrophe.”

Auch Barbra Karungi, Projektkoordinatorin im AWO International Regionalbüro Uganda, war sehr beeindruckt von der großen Hilfs- und Spendenbereitschaft im Rahmen der Fluthilfe in Deutschland: "Ehrlich gesagt war ich sehr erstaunt, wie groß die Resonanz war bei der Flut in Deutschland. Es ist interessant, die Unterschiede zu sehen, die wir in Bezug auf die Finanzierung haben, ich denke, es liegt auch daran, dass die deutsche Regierung bereit ist, die Betroffenen der Flutkatastrophe zu unterstützen. Das ist etwas, was wir in Uganda nicht haben. Ich wünschte, wir bekämen in Afrika und Uganda diese Möglichkeit, durch Spenden und den Staat eine ständige Finanzierung unserer Projekte zu haben, um die Bürger zu unterstützen. Katastrophen haben keinen festen Zeitplan, sie können jederzeit passieren. Es gibt keine Vorwarnungen, wir können uns nur selbst darauf vorbereiten."
Im Ahrtal besichtigte die Gruppe die AWO-Ansprechbar, einen Beratungscontainer, in dem Hochwasserbetroffene Unterstützung bei der Beantragung staatlicher Mittel für den Wiederaufbau bekommen. Ebenso können sie unkomplizierte Haushaltshilfen aus Spendenmitteln beantragen. Zudem besuchten sie einen Bingo-Nachmittag im Wintertreff. “Es war eine schöne Erfahrung mit den älteren Menschen zusammen zu sitzen”, erzählt Barbra:
“Sie waren sehr nett und herzlich, die einzige Herausforderung, die wir hatten, war die Sprache, aber wir haben trotzdem zusammen Bingo gespielt. Als einer von ihnen eine Rede hielt, konnte man wirklich sehen, dass sie schon viel durchgemacht haben. Sie sind bereit, die schlimmen Erfahrungen der Flutkatastrophe gemeinsam zu überwinden. An diesem Tag waren sie glücklich, weil sie zusammen Tee tranken und Kuchen aßen und spielten. Das Zusammensein in schweren Zeiten ist wirklich wichtig, denn wenn ältere Menschen allein gelassen werden, können sie sehr einsam sein”, so Barbra aus Uganda.
Der Besuch beim Bezirksverband Rheinland vermittelte den internationalen Kolleg*innen zudem neue Einblicke in die AWO in Deutschland. Es wurde viel diskutiert, vieles geklärt, viele neue Fragen aufgeworfen und weiterer Handlungsbedarf festgestellt. “Für mich war es sehr interessant, die AWO und ihre Arbeitsweise kennenzulernen”, erzählt Charmaine: “Ich habe vorher mit verschiedenen Organisationen gearbeitet und es ist sehr wichtig zu wissen, wie deine Organisation funktioniert, damit wir dieses Wissen in unserem Regionalbüro auf den Philippinen anwenden können.”