Zum Inhalt springen Zum Footer springen
17. Juli 2023 News

Ein sicheres Lern- und Freizeitzentrum in der Ukraine

Bericht einer Projektreise nach Tschernihiv

Minenaufklärung, Therapieangebote und Kinonachmittage – gemeinsam mit der ukrainischen Partnerorganisation savED hat AWO International in der Stadt Tschernihiv ein sicheres und vielseitiges Lern- und Freizeitzentrum aufgebaut. Unser Kollege David Starke, Programmkoordinator Ukraine, war vor Ort und berichtet von dem Projektbesuch und seinen Eindrücken.

7 Frauen und Männer halten eine große ukrainische Flagge und schauen in die Kamera.
David Starke (2. v.r.) besuchte Ende Juni unsere Projekte in der Ukraine.

Es ist ein bewölkter Mittwochnachmittag am 28. Juni 2023. Zum insgesamt dritten Mal bin ich nun in der Ukraine und besuche Projekte, die AWO International hier gemeinsam mit ukrainischen Partnerorganisationen umsetzt. Heute bin ich mit meinem Kollegen Anton Plaksun, der im AWO International-Büro in Kiew arbeitet, unterwegs nach Anysiv. Das ist ein kleines Dorf in der Region Tschernihiv, die sich nördlich von Kiew befindet und an Belarus sowie Russland grenzt. Mit uns im Auto sitzen Iryna Dasiuk und Anna Putzova, Mitarbeiterinnen unserer Partnerorganisation savED. Wir sind auf dem Weg zu einem Projekt, an dem wir gemeinsam schon seit Anfang des Jahres arbeiten. Um Anysiv zu erreichen, müssen wir aber zunächst einen langen Umweg fahren. Der direkte Weg führt über eine Brücke des Flusses Desna, die von der russischen Armee zerstört wurde. 

In Anysiv steht ein Mehrzwecklernzentrum, das savED zusammen mit AWO International und finanzieller Unterstützung von Aktion Deutschland Hilft aufbaute und betreibt. An diesem Nachmittag werden wir trotz Sommerferien von der Rektorin der Schule und zwei Tutorinnen empfangen. Oksana, eine der beiden Tutorinnen, erklärt uns die Funktion des Zentrums:

„Hier treffen sich nach dem Schulunterricht die Kinder und Jugendliche, weil es bei uns im Dorf keinen anderen sicheren Treffpunkt gibt. Wir machen den Kindern unterschiedliche Freizeitangebote. Am beliebtesten sind die Kinonachmittage. Aber es finden auch viele niedrigschwellige Therapieangebote statt, weil die Kinder im letzten Jahr sehr viel Schreckliches erlebt haben.“

Der Begegnungsort bietet Sicherheit vor Bombenangriffen und ermöglicht den Kindern und Jugendlichen auch während des Krieges Freunde zu treffen und Hobbys nachzugehen. Gerade in stark umkämpften Gebieten stellen diese Zentren damit einen konkreten Beitrag zur Verbesserung der Lebenssituation dar. 

Das Mehrzwecklernzentrum in Anysiv befindet sich im Keller des örtlichen Schulgebäudes, weil es mehrmals wöchentlich Alarme wegen Luftangriffen gibt. Dann sind alle Schüler*innen und Lehrer*innen verpflichtet, Schutzräume aufzusuchen. Diese sind normalerweise im Keller. Als wir im Oktober letzten Jahres den Schutzraum der Schule zum ersten Mal besichtigen, war dieser für einen längeren Aufenthalt nicht geeignet. Er war kalt, dunkel und feucht.

Nach dem Umbauarbeiten von savED ist aus dem Keller ein gemütlicher Raum geworden. Der Boden wurde gefliest, Heizungen und Toiletten installiert, Stromleitungen verlegt sowie Wände und Decke verputzt. Außerdem wurden die Räume mit neuen Möbeln und IT-Geräten ausgestattet. An diesem Nachmittag sind 25 Kinder in das neue Lernzentrum gekommen. Die Jüngsten sind sieben, die Ältesten sechzehn Jahre alt. Während die jüngeren Kinder malen, arbeiten die Jugendlichen konzentriert an einer Zeitung, die sie dort gegründet haben. 

 

Das Lernzentrum im Luftschutzkeller bietet aber auch für Erwachsene Möglichkeiten zum Austausch. So treffen sich beispielsweise regelmäßig Frauen und Mütter, deren Männer im Krieg kämpfen. Ein Kurs zur Vermeidung von Unfällen durch Landminen sei ganz besonders gefragt, erklären uns Iryna und Anna – die beiden savED-Mitarbeiterinnen. 

AWO International und savED planen in diesem Jahr noch drei weitere Mehrzwecklernzentren einzurichten. Dafür bitten wir um Spenden. 

Was Sie auch interessieren könnte

Ein Mann und eine Frau stehen in einem Klassenraum vor einer Gruppe Kinder, die an einem Tisch sitzt. Jedes Kind hat einen Laptop vor sich. Der Mann und die Frau tragen Westen mit dem Aufdruck: "AWO Emergency Response, Aktion Deutschland Hilft".
EuropaRumänienUkraine

Nothilfe Ukraine

Vor dem Hintergrund des andauernden russischen Angriffskriegs in der Ukraine haben bereits Millionen Menschen ihre Heimat verlassen müssen, darunter auch viele Kinder und Jugendliche. Laut den Vereinten Nationen sind rund 18 Millionen Menschen in der Ukraine auf humanitäre Hilfe angewiesen. Bereits seit Februar 2022 ist AWO International zusammen mit lokalen Partnerorganisationen in der Nothilfe und im Wiederaufbau vor Ort aktiv.

Mehr
Naher OstenSyrien

#InDenFokus: Krisen ein Gesicht geben

Es ist ein häufiges Phänomen, dass Krisen bereits nach wenigen Wochen aus dem Fokus der Öffentlichkeit verschwinden. Jüngstes Beispiel ist das Erdbeben in der Türkei und Syrien. Bereits jetzt, knapp drei Monate nach dem Beben, verliert das Thema deutlich an Aufmerksamkeit - unabhängig vom Ausmaß der Not vor Ort. Dies hat jedoch schwerwiegende Folgen für die betroffenen Menschen. Denn ohne Aufmerksamkeit kein Geld und somit auch weniger Hilfe.

Mehr
7 Personen stehen vor einer zerstörte Gebäude. 3 Personen tragen beige Westen mit dem Aufdruck: "AWO Emergeny Response, Aktion Deutschland Hilft
EuropaUkraine

Ein Jahr nach Kriegsbeginn in der Ukraine

Ein Jahr nach dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine sind 216 Schulen im Land komplett zerstört. AWO International hilft, die Bildungseinrichtungen so schnell wie möglich wiederherzustellen, Luftschutzbunker an Schulen und Kindergärten einzurichten und Angebote für Kinder zu schaffen, damit sie die Schrecken des Krieges verarbeiten können.

Mehr
X

Cookieeinstellungen

AWO International e.V. verwendet Cookies, um ein reibungsloses Funktionieren unserer Plattform zu gewährleisten (technisch notwendige Cookies). Darüber hinaus bitten wir um Ihre Zustimmung zur Verwendung von Cookies zu Analysezwecken und Verbesserung der Plattform (statistische Cookies).