Obwohl Prostitution in den Philippinen illegal ist, sind schätzungsweise 800.000 Frauen und Mädchen betroffen. Armut, Arbeitslosigkeit und kaum Perspektiven machen sie zu leichten Opfern von Menschenhändlern, die sie in die Prostitution und drängen. Vor allem in Krisenzeiten steigt die Anzahl der Betroffenen. Allein in Davao City, Hauptstadt der von Konflikt und Armut geprägten Insel Mindanao, gibt es schätzungsweise 4.000 Prostituierte, 40 Prozent von ihnen sind unter 18 Jahren alt.
Unsere Partnerorganisation Talikala betreute letztes Jahr Mädchen und Frauen im Alter von 12 bis 68 Jahren. Wenn sie zu Talikala kommen, haben sie schon viel Grausames erlebt unter anderem Missbrauch, Gewalt, Geschlechtskrankheiten, ungewollte Schwangerschaften, Abtreibungen und Drogenmissbrauch Gemeinsam mit der Partnerorganisation Talikala gehen wir gegen die Schutzlosigkeit von Frauen und Kindern vor Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung vor. Zudem führen wir in neun ausgewählten Gemeinden der Stadt Davao City Maßnahmen durch, um gegen die steigenden Fälle sexueller Misshandlung im Internet vorzugehen.
Gruppen und Gemeinden stärken
Ziel im Projekt ist es, die Gemeinden langfristig zum eigenständigen Kampf gegen sexuelle Ausbeutung zu befähigen. Deswegen stärken wir verschiedene Arten von Sozialstrukturen: Kindergruppen, Organisationen von Eltern und Gemeinden, Männergruppen und Zusammenschlüsse von Frauen und Mädchen, die der Prostitution ausgesetzt waren. Um all diese sozialen Gruppen zu stärken, führt Talikala Seminare über Frauen- und Kinderrechte sowie über Menschenhandel und sexuellen Missbrauch im Internet durch. Denn in Gemeinden mit geringem Einkommen und niedrigem Bildungsstand ist es keine Selbstverständlichkeit, über die eigenen Rechte aufgeklärt zu sein. Bedenkt man, dass Mädchen ab einem Alter von 12 Jahren in die Prostitution geraten, in einem Land, in dem Verhütung noch immer ein Tabuthema ist, wird deutlich, dass Aufklärungsarbeit zu leisten ist.
Talikala führt neben den Seminaren auch Life-Skill-Trainings und Community-Education durch und leistet Dokumentationsarbeit im Feld der sexuellen Ausbeutung durch das Erfassen von Fällen und Informationen. Opfer von Missbrauch oder Menschenhandel betreut die NGO durch Therapien wie zum Beispiel Spieltherapien für Kinder. Zudem helfen die Mitarbeiter*innen durch Beratung für Rechtsprozesse und unterstützt Betroffene dabei, Zugang zu Diensten der Regierung zu erhalten.
Auch Männer kämpfen für Frauenrechte und gegen Ausbeutung
Dass Frauen und Mädchen selbst im Kampf für ihre Rechte gestärkt werden, ist naheliegend. Mit einem neuen Ansatz hat Talikala seit einiger Zeit begonnen, vermehrt auch Männer in die Projektarbeit einzubeziehen, um sexuelle Ausbeutung von allen Seiten zu bekämpfen – und ist sehr erfolgreich damit.
Als Talikala eine Gruppe von Männern in der Projektgemeinde Lapu Lapu zu einer einmaligen Diskussion zusammenbrachte, öffnete dies vielen Teilnehmern die Augen. „Nach dem ersten Treffen fragten wir nach einem weiteren und entschieden sofort, wo und wann es stattfindet“, erinnert sich der 53-jährige Bibing, der selbst Vater und Ehemann ist.
Viele Männer wurden sich ihrer Verantwortung bewusst und haben sich inzwischen zu einer registrierten Freiwilligengruppe zusammengeschlossen. Mit Unterstützung durch unser Projekt kämpfen sie aktiv für den Schutz von Frauen in Davao City, beteiligen sich an Kampagnen, die ein Bewusstsein für die Problematik schaffen sollen, und bieten zusätzlich informelle Beratung an. „Jetzt kennen wir die Gesetze und Richtlinien und verstehen, dass Menschenrechte universell sind. Wenn wir hören oder sehen, dass etwas Schlechtes in einem Haushalt passiert, machen wir gleich den Barangay Captain [Ortsvorsteher] darauf aufmerksam, damit er den Richtlinien entsprechend eingreifen kann -Wir sprechen mit den Tätern, geben ihnen Beratung oder Mann-zu-Mann-Gespräche unter Anleitung der Sozialarbeiterinnen von Talikala“, berichtet Bibing.
Darüber hinaus arbeitet Talikala mit Gemeinde- und Stadtverwaltungen, öffentlichen Schulen und privatem Sektor an einem besseren Schutz von Frauen und Kindern. Hierfür prüft das Team bestehende Verordnungen, drängt auf eine Verbesserung und treibt die lokale Umsetzung der Kinderschutzrichtlinie voran. Unter Lehrer*innen und Jugendlichen steigern kreative und interaktive Kampagnen das Bewusstsein und Wissen über die Problematik von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung. Mit Schulungen und Diskussionsforen regt Talikala dazu an, dass der private Sektor dazu beiträgt, ein frauen- und kinderfreundliches Geschäftsumfeld zu schaffen.
Unsere Partnerorganisation Talikala wurde 1986 unter anderem von ehemaligen Prostituierten gegründet. In der lokalen Sprache bedeutet Talikala „Kette“ oder „Fessel“: Die Mitarbeitenden unterstützen prostituierte Mädchen und Frauen in Davao City, die Kette der Ausbeutung und Unterdrückung zu durchbrechen. Mit einem Team ausgebildeter Sozialarbeiterinnen kümmert sich Talikala direkt um prostituierte, misshandelte und in Menschenhandel geratene Frauen und Mädchen. Ebenso organisieren sie Gemeindegruppen, leisten Aufklärungs- und Bildungsarbeit, betreiben Networking und Lobbyarbeit. Talikala kämpft für ihre Vision „geschlechtergerechter Beziehungen zwischen Frauen und Männern, die Gleichberechtigung und volle Partizipation in der Entwicklung ihrer Gesellschaft genießen“.
Projektinfo
Projekt | Kampf gegen sexuelle Ausbeutung von Mädchen und Frauen in Davao |
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Ort/Region | Davao City, in den Gemeinden/Barangays: Lapu-lapu, Leon Garcia, Sasa, Matina Aplaya, Mintal, 5-A, 76-A, 22-C und Kapitan Tomas Monteverde |
Partner | Talikala |
Zielgruppe | Mädchen und ihre Eltern, betroffenede Frauen und Anwohner*innen der Gemeinden |
Aktivitäten |
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Laufzeit | 2021-2022 |
Budget | 70.000 Euro p.a. |
Förderer | BMZ |