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SüdasienIndien

Menschenhandel und Traumata - ein Ausweg über Tanz- und Bewegungstherapie

In den Ausläufern der Metropole Kolkata im indischen Bundesstaat Westbengalen setzt sich AWO International gemeinsam mit der Partnerorganisation Kolkata Sanved gegen Menschenhandel ein. Fokus des Projektes ist die Heilung und Stärkung von betroffenen und benachteiligten Frauen und Mädchen durch Tanz- und Bewegungstherapie.

Die Mädchen auf dem Foto tanzen und posieren
Schulungen auf fortgeschrittenem Niveau für Führungskräfte

Der Distrikt South 24 Parganas weist die zweithöchste Zahl von Menschenhandelsfällen im indischen Westbengalen auf. Aufgrund der klimatischen Bedingungen, vor allem durch die schweren Wirbelstürme während der Regenzeit und eine zunehmende Versalzung der wenigen Ackerflächen, steigen Arbeitslosigkeit und Armut stetig an. Das Pro-Kopf-Einkommen von South 24 Parganas liegt erheblich unter dem Landesdurchschnitt. Aufgrund dieser Faktoren und der Abgelegenheit des Projektgebietes sind die Bewohner*innen von South 24 Parganas besonders anfällig, Opfer von Menschenhandel zu werden.

Offiziell wurde unsere lokale Partnerorganisation Kolkata Sanved (Bengalisch für „Empathie bzw. Einfühlungsvermögen“) im Jahre 2004 durch eine Sozialarbeiterin und vier Überlebende des Menschenhandels gegründet. Der ursprüngliche Fokus der Organisation lag auf der Nutzung von Tanz- und Bewegungstherapie zur Rehabilitation von Überlebenden geschlechtsspezifischer Gewalt. Nun bietet Kolkata Sanved auch Programme für gefährdete Kinder und Jugendliche an, um deren Selbstbewusstsein und gesellschaftliches Mitbestimmungsrecht zu stärken und zu fördern.

Empowerment und Teilhabe von Frauen stärken

In unserem Projekt mit dem Partner Kolkata Sanved nutzen wir Tanz- und Bewegungstherapie, damit Betroffene von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung ihre Traumata bearbeiten können. Dadurch entsteht die Möglichkeit, eine neue Beziehung zu sich selbst und zu ihrer sozialen Umwelt herzustellen.  

Der Schwerpunkt liegt außerdem auf Mädchen, die in einkommensschwachen Familien und schwer zugänglichen Gebieten leben und aufgrund der Benachteiligung einem erhöhten Risiko für Menschenhandel ausgesetzt sind. Die Teilnehmerinnen werden durch die Tanz- und Bewegungstherapie ermutigt, Kontrolle über ihren Körper und ihre Emotionen zu erlangen, ihre Meinung zu äußern und Rechte wahrzunehmen. Durch die Stärkung dieser Kompetenzen werden Teilnehmerinnen ermutigt, aktiv und selbstständig Mechanismen zum Schutz vor Menschenhandel zu entwickeln. Teil des Projektes ist es daher auch, Jugendliche dafür zu sensibilisieren, Mitglieder der Gemeinschaft in Aufklärungsprogramme zur Verhinderung des Menschenhandels einzubeziehen. Dadurch werden insgesamt mindestens 320 Gemeindemitglieder erreicht. Themenbezogene Netzwerkgruppen bilden darüber hinaus eine Plattform für den Austausch mit Interessenvertreter*innen und Regierungsmitgliedern, um über die Anliegen der Jugendlichen zu diskutieren und mögliche Präventivmaßnahmen zu entwickeln. 

Nachtrag April 2023

Ende 2022 wurde das Projekt erfolgreich abgeschossen. Insgesamt 111 junge Frauen nahmen an den Sitzungen der durch das Projekt initiierten Wohlfühlclubs teil. Die Wohlfühlclubs bieten den Mädchen und jungen Frauen einen sicheren Raum zum Austausch über Prävention von Menschenhandel, geschlechtsbasierte Gewalt und Kinderheirat. In allen vier Wohlfühlclubs haben die Mitglieder Poster mit Botschaften zur Aufklärung der Gemeinde entwickelt und an strategischen Orten in den Gemeinden angebracht, wodurch etwa 700 Menschen aus der Nachbarschaft erreicht wurden. Durch den Erwerb von Kenntnissen zum Thema Menschenhandel ist die Gemeinde nun in der Lage, auf die Risiken des Menschenhandels zu reagieren. Auf Initiative der Mitglieder der Wohlfühlclubs fanden außerdem mehrere Aktionen statt, um gegen Kinderheiraten in den Projektgemeinden vorzugehen.

 

Projektinfo

Projekt Sampoornata-Gemeinschaften zur Förderung des Wohlbefindens und Selbstwertgefühls: Eine Pilotinitiative zur Schaffung widerstandsfähiger Gemeinden gegen Menschenhandel durch die Anwendung der Tanz-Bewegungs-Therapie (DMT)
Ort/Region Das primäre Arbeitsgebiet des Projekts ist der Distrikt South 24 Parganas des indischen Bundesstaates Westbengalen. Für die direkte Projektimplementierung wurde die Verwaltungseinheit Kakdwip (Subdivision) mit den beiden Untereinheiten Kakdwip und Sa
Partner Kolkata Sanved
Zielgruppe Zu der direkten Zielgruppe des Projekts gehören junge, heranwachsende Mädchen, die als besonders gefährdet gelten, Opfer des Menschenhandels zu werden. Durch den Kontakt und die Zusammenarbeit mit den jungen Frauen gelten die Interessenvertreter*inne
Aktivitäten
  • Aufbau und Stärkung von Vereinen zur Förderung des Wohlbefindens und Selbstwertgefühls
  • Thematische Stärkung von Kapazitäten für Sozialarbeiter*innen der jeweiligen Blöcke und des Distrikts
  • Sensibilisierungsmaßnahmen und Tanz- & Bewegungstherapie-Ausbildung für die Mitglieder der Vereine zur Förderung des Wohlbefindens und Selbstwertgefühls
  • Entwicklung und Produktion von Informations-, Bildungs- und Kommunikationsmaterialien für Aufklärungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen zum Thema Menschenhandel
  • Advocacy-Arbeit mit Regierungsvertreter*innen und staatlichen Institutionen
  • Massenaufklärungskampagnen in den Projektgemeinden zum Thema Menschenhandel
  • Aufbau und Stärkung von kollaborativen Netzwerken
  • Regelmäßige Arbeitstreffen zwischen Netzwerkmitgliedern und Mitgliedern der Vereine zur Förderung des Wohlbefindens und Selbstwertgefühls
Laufzeit 2020 - 2022
Budget 130.756 Euro
Förderer BMZ Sozialstrukturförderung

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