Südasien ist aufgrund der geoklimatischen Charakteristika einer Vielzahl von Gefährdungen ausgesetzt. Diese reichen von Lawinen und Erdbeben über Gletscherseeausbrüche im Himalaya im Norden, Dürren und Überschwemmungen in den Ebenen bis hin zu Wirbelstürmen, die ihren Ursprung im Golf von Bengalen und im Arabischen Meer haben. Insbesondere Nepal ist als Land mit vielfältiger Typografie, komplexer Geologie und stark variierendem Klima vielen natürlichen sowie vom Menschen verursachten Gefahren ausgesetzt. Im globalen Vergleich befindet sich Nepal unter den Top 20 aller Multi-Hazard-Länder der Welt (Quelle: DRR Status Report 2019). Mit einer Bevölkerung von mehr als 29 Millionen Menschen, die zu einem Großteil von der Landwirtschaft lebt, sind mehr als 80 Prozent dem Risiko von Naturgefahren ausgesetzt. Insbesondere durch die Auswirkungen des Klimawandels, wie beispielsweise der zunehmenden Intensität von Regenfällen, steigt die Wahrscheinlichkeit von Überschwemmungen, Erosion und Erdrutschen – mit massiven Auswirkungen für die Landwirtschaft und Ernährungssicherheit. Neben klimatischen Naturereignissen besteht weiterhin die allgegenwärtige Gefahr von weiteren Erdbeben.
Katastrophenvorsorge im ländlichen Raum

In unserem Projekt zur Katastrophenvorsorge in der ländlichen Gemeinde Raptisonari in Banke, arbeiten wir in Zusammenarbeit mit der nepalesischen Partnerorganisation Bheri Environmental Excellence Group, kurz BEE-Group. Raptisonari wurde in der Vergangenheit häufig und besonders stark von Überschwemmungen getroffen. Jedes Jahr in der Monsunzeit verlieren hier zahlreiche Familien durch die Überflutungen ihre Lebensgrundlagen. Das Projekt sieht vor, das Bewusstsein und die Kapazitäten der lokalen Institutionen und Gemeinden in der Vorsorge und im Umgang mit Katastrophen zu stärken, indem zum Beispiel Frühwarnsysteme errichtet, Katastrophenaktionspläne formuliert und Katastrophenmanagement-Komitees gegründet werden. Im letzten Jahr waren die insgesamt neun Katastrophenmanagement-Komitees maßgeblich an der Prävention der Ausbreitung von COVID-19 in der Projektregion beteiligt: Hier stellten die Komitees eine Brücke zwischen der Gemeinde und der lokalen Regierung dar, assistierten im Quarantänemanagement und setzten Aufklärungskampagnen um. Ebenso arbeiten die Katastrophenmanagement-Komitees an der Identifizierung von einkommensschaffenden Maßnahmen in der Gemeinde.
Um die Gemeinschaften in die Prozesse der Katastrophenvorsorge aktiv einzubinden, wird in allen Projektaktivitäten stets ein inklusiver Ansatz verfolgt: In diesem Zusammenhang werden im Rahmen des Projektes sogenannte “Women Empowerment Centres“ (WEC) gebildet, die die Beteiligung der Frauen in ihrer Gemeinde stärken sollen. Sie bieten eine sichere Plattform, indem Frauen sich versammeln und über verschiedene wichtige Themen in den Gemeinden diskutieren können. Die Frauengruppen haben im Laufe des letzten Jahres Input-Unterstützung in Form von Samen für den Gemüseanbau erhalten und nahmen zusätzlich an Schulungen zu Führungskompetenzen sowie zum Zugang zu landwirtschaftlichen Versicherungsleistungen teil. Um die Gemeinden weiterhin für das Thema Katastrophenvorsorge zu sensibilisieren, werden entsprechende Radiokampagnen ausgestrahlt sowie öffentliche Straßentheater durchgeführt.
Länderübergreifende Zusammenarbeit und Wissensaustausch

Mit Blick auf die regionale Ausrichtung des Projektes geht es nicht zuletzt auch darum, die Kapazitäten und das Wissen des Regionalbüros und der Partnerorganisationen in Nepal, Indien und Bangladesch in Themen rund um Katastrophenvorsorge zu stärken. So fanden zum Beispiel in 2021 zwei mehrtägige Trainings zu Community-Based Disaster Risk Management und First Aid, Search and Rescue in Chitwan in Nepal statt. Hierbei hatten die Teams der AWO International und unsere Partnerorganisationen die Gelegenheit, ihr Wissen zu erweitern und die neu gelernten Methoden in praktischen Übungen anzuwenden: in Feuerlöschübungen, Rettungsmaßnahmen oder in Erste-Hilfe-Trainings. Auch stehen weitere Schulungen in verwandten Themenbereichen auf dem Programm, wie beispielsweise Cluster-Koordination in Notfällen, Prinzipien und Mindeststandards in der humanitären Hilfe, verschiedenen Instrumenten für Assessments, Monitoring und Evaluierung. Unsere Nothilfeprojekte sollen in allen Phasen einen inklusiven Ansatz verfolgen: Das AWO International Team sowie die Partnerorganisationen werden in die Lage versetzt, die Bedarfe der Zielgruppen zu analysieren sowie Projekte entsprechend zu planen und umzusetzen. Dazu gehört auch, dass lokale Akteure vor Ort bei der Entwicklung von Notfallplänen unterstützt werden. Weiterhin wird das Regionalbüro der AWO International mit Nothilfegütern wie Zelten, Küchenausrüstung und Hygienesets ausgestattet, damit das Team im Falle einer Katastrophe schnell reagieren kann.
Projektinfo
Projekt | Stärkung der Kapazitäten in der Katastrophenvorsorge für Menschen auf Gemeindeebene, für das AWO-Team und die Partnerorganisationen |
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Ort/Region | Nepal, Indien, Bangladesch |
Partner | Bheri Environmental Excellence Group (BEE-Group) Nepal (BEE-Group-Komponente), die Regionalkomponente richtet sich an die Partnerorganisationen BEE-Group, NEEDS, HURF und WoSCC (Nepal), Gana Unnayan Kendra (Bangladesch), AFARM und Madhyam (Indien) |
Zielgruppe | Mehr als 19.000 Menschen, darunter vor allem Frauen, Bauern, sozial ausgegrenzte Menschen (für die BEE-Group Komponente) sowie das Regionalbüro und die Partnerorganisationen für den Kapazitätenaufbau (RO/Partner-Komponente) mit 193 direkt Begünstigten |
Aktivitäten |
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Laufzeit | 1. September 2019 bis 31. Dezember 2021 |
Budget | 187.087 Euro (BEE-Group Komponente) bzw. 130.887 Euro (Regionalbüro/Partner-Komponente) |
Förderer | AWO International, Raptisonari Rural Municipality |