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SüdasienBangladesch

Sichere Migration in Bangladesch

Hunderttausende Menschen aus Bangladesch verlassen jedes Jahr ihr Heimatland, um im Ausland zu arbeiten. Die Bedingungen, unter denen viele Migranten- und Migrantinnen arbeiten und leben müssen, sind meist katastrophal. Um deren Situation zu verbessern, führt AWO International gemeinsam mit der lokalen Partnerorganisation WARBE ein Projekt zur sicheren Migration in Bangladesch durch.

Sichere Migration in Bangladesch
Die Arbeitsverhältnisse von vielen Migranten*innen sind oft prekär. Hier: Arbeitsmigranten bei einer Protestaktion. (Foto: WARBE)

Für viele Menschen in Bangladesch ist Migration eine Überlebensstrategie geworden - in einem Land, das zwar viele Fortschritte gemacht hat, aber noch immer zu den ärmsten der Welt gehört. Migration scheint da ein Ausweg zu sein, um etwas Wohlstand zu erreichen. Die Rücküberweisungen von Migrant*innen sind für die Wirtschaft in Bangladesch von zentraler Bedeutung. Mit 15 Milliarden US­Dollar im Jahr 2015 bilden sie neben der Textilindustrie und der Landwirtschaft die drittgrößte Devisenquelle. Die meisten Migrierenden gehen als ungelernte Arbeiter*innen ins Ausland. Waren es vor wenigen Jahren in erster Linie Männer, die ausreisten, sind mittlerweile etwa 20 Prozent der Migrierenden Frauen. Etwa 80 Prozent migrieren in arabische Länder, weitere 15 Prozent nach Süd­ und Südostasien.

Die Ausbeutung vieler Migrant*innen beginnt oftmals schon vor der Abreise: Viele werden von dubiosen Mittelsleuten rekrutiert, die für ihre „Dienste“ horrende Summen verlangen. Die Menschen verschulden sich und begeben sich in ein Abhängigkeitsverhältnis. Die Situation der Arbeitsmigrant*innen in den Zielländern ist oft katastrophal; sie werden ausgebeutet, erhalten nicht die vereinbarten Löhne, arbeiten unter menschenunwürdigen und gefährlichen Bedingungen. Hinzu kommt, dass sie in vielen Ländern de facto rechtlos sind. Zum Beispiel in Katar, wo das Kafala­System herrscht: Migrant*innen benötigen eine*n Arbeitgeber*in im Land, die*der für sie bürgt und ohne deren*dessen Erlaubnis sie weder aus­ reisen noch eine andere Arbeit suchen dürfen. Sie sind dem*der Arbeitgeber*in ausgeliefert und begeben sich in eine Art Schuldknechtschaft.

Information und Beratung von Arbeitsmigrant*innen

Um die Situation von Arbeitsmigrant*innen zu verbessern, arbeiten wir seit 2012 mit unserem Partner WARBE Development Foundation in Bangladesch zusammen. WARBE wurde von zurückkehrenden bangladeschischen Arbeitsmigrant*innen gegründet und hat sich seitdem zu einem der zentralen Akteure in der Migrationspolitik des Landes entwickelt.

Im Rahmen des gemeinsamen Projekts wurden drei Migrations­Informationszentren in den besonders betroffenen Distrikten Comilla, Tangail und Chittagong eröffnet. Hier erhalten potenzielle Migrant*innen, Rückkehrende und Familienangehörige Informationen und Beratung zu allen relevanten Themen bezüglich sicherer Migration. Zudem bietet WARBE Trainings an, um die potenziellen Migrant*innen besser auf ihre Ausreise vorzubereiten, sowie dreimonatige Weiterbildungen, die die Fähigkeiten der Teilnehmenden verbessern sollen, damit sie qualifizierte Jobs finden.

Neben der Aufklärungs­ und Informationsarbeit leistet WARBE – als Sprachrohr für Migrant*innen gegenüber staatlichen Institutionen – Lobby­ und Advocacy­Arbeit. Auf nationaler Ebene müssen staatliche Akteure stärker in die Verantwortung gezogen werden, um die Situation der Migrant*innen zu verbessern.

Anwaltschaftliche Arbeit und Kooperation mit staatlichen Stellen

Die Zusammenarbeit mit der lokalen Polizei, Gerichten und anderen staatlichen Organen ist ein wichtiger Aspekt, um auch an diesen Stellen das Bewusstsein für die Rechte der Menschen zu schärfen. Hierzu schulen wir Mitarbeiter*innen der Behörden in Trainings und fördern die interaktive Zusammenarbeit zwischen den Stellen. WARBE wurde als eine von zwei Nichtregierungsorganisationen in die von der Regierung einberufene High­-Level­-Task­-Force für Migrationsfragen ausgewählt, um die Belange der Zivilgesellschaft bezüglich des Themas Migration zu vertreten.

Nur durch eine Zusammenarbeit auf zivilgesellschaftlicher und staatlicher Ebene kann Migration sicherer gestaltet werden. Zusammen mit WARBE arbeiten wir daran, dass die entsprechenden Gesetze nicht mehr nur theoretische Konstrukte bleiben, sondern auch in der Praxis ihre Anwendung finden und somit Migrant*innen ihre menschliche Würde zurückbekommen. Etwa 40 000 Menschen werden durch die Maßnahmen direkt erreicht, insgesamt werden über 500 000 Menschen profitieren.

Projektinfo

Projekt Sichere Migration in Bangladesch
Ort/Region Projektaktivitäten in ganz Bangladesch, Lobby- und Advocacy-Arbeit in Dhaka
Partner WARBE (Welfare Association for the Rights of Bangladeshi Emigrants )
Zielgruppe Migrant*innen, potentielle Migrant*innen und zurückkehrende Migrant*innen, Angehörige
Aktivitäten
  • Aufklärungsarbeit zu sicherer Migration
  • Einrichtung von zwei Informationszentren für Migration
  • Einkommen schaffende Maßnahmen für potentielle Arbeitsmigrant/innen 
  • Lobbyarbeit gegenüber staatlichen und anderen relevanten Akteuren
  • Gründung von Schlichtungs- und Rechtsberatungsstellen
  • Austausch mit Internationalen Netzwerken und globalen Foren
  • Implementierung effizienter Migrantenrechte
  • Fort- und Ausbildung von zivilgesellschaftlichen und staatlichen Akteuren
Laufzeit 2017-2019
Budget 35.000 Euro p.a.
Förderer BMZ

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