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MittelamerikaGuatemala

Arbeitsmigration in Guatemala

Die Migration ist für rund 100.000 Guatemaltek*innen jährlich der einzige Weg aus der Armut - so auch im Gemeindebezirk Ixcán. Daher klären wir gemeinsam mit unserer Partnerorganisation ACCSS potenzielle Migrant*innen über eine sichere Migration auf, leisten psychosoziale Betreuung für Familienangehörige sowie Migrationsrückkehrer*innen und setzen uns gemeinsam mit Jugendorganisationen für Alternativen zur Arbeitsmigration ein.

Eine Mitarbeiterin und Partizipierende bei einem Workshop für die Herstellung von Hygieneprodukten (Foto: Carlos Cano/ AWO International)
Eine Mitarbeiterin und Partizipierende bei einem Workshop für die Herstellung von Hygieneprodukten (Foto: Carlos Cano/ AWO International)

Guatemala ist ein Land mit großen Gegensätzen: Eine kleine Oberschicht verfügt über den Großteil des Nationaleinkommens während 2018, nach Angaben der Weltbank, 59,3 Prozent der Bevölkerung unter der nationalen Armutsgrenze lebten. Das Departamento El Quiché im Westen Guatemalas an der Grenze zu Mexiko gehört zu einem der ärmsten Departamentos in Guatemala. Etwa 75 Prozent der Bevölkerung lebt hier in Armut, rund 42 Prozent sogar in extremer Armut. Der Großteil von ihnen gehört der indigenen Volksgruppe Guatemalas, den Quiché an. Für viele von ihnen – wie etwa 350 Guatemaltek*innen täglich – ist die Migration in die USA der einzige Ausweg, um der Armut zu entkommen. Dabei setzen sie sich zahlreichen Gefahren aus.

Aufklärungsarbeit über die Migration

Daher leistet AWO International gemeinsam mit der Partnerorganisation ACCSS (Asociación Coordinadora Comunitaria de Servicios para la Salud – Verein zur basisorientierten Gesundheitsversorgung) im Gemeindebezirk Ixcán in El Quiché einen Beitrag zur zunehmenden Problematik der Arbeitsmigration in der Region. Dabei arbeitet die Partnerorganisation zum einen mit potenziellen Migrant*innen, Migrant*innen im Transit sowie von der Migration betroffenen Familien zusammen und setzt sich zum anderen für Alternativen zur irregulären Migration ein.

Um potenzielle Migrant*innen und solche, die sich bereits auf der Migrationsroute befinden, über eine sichere Migration aufzuklären, wurde in dem Gemeindebezirk Playa Grande ein lokales Komitee gegründet, das sich aus jugendlichen und erwachsenen Multiplikator*innen zusammensetzt. Ihr Ziel ist es, über die Rechte und Gefahren der Migrant*innen aufzuklären. Denn die Route über Mexiko in die USA gehört zu einer der gefährlichsten Migrationsrouten der Welt: Auf dem Weg in die USA sind die Migrant*innen Gefahren, wie Überfällen von kriminellen Banden oder Menschenhandel ausgesetzt. Um diesen Migrationsherausforderungen entgegenzuwirken, werden die Migrant*innen über ihre Rechte und sichere Migrationsrouten, auf denen sie Schutz in Herbergen oder bei solidarischen Familien finden, informiert. Und damit greifen die Komitees ein Tabuthema auf: Aus Scham, sich durch das Einlassen auf eine*n Schlepper*in zu verschulden oder das Migrationsziel nicht zu erreichen, wird das Thema Migration im Ixcán nicht angesprochen.

Doch trotz der Aufklärungsprogramme erreichen nicht alle Migrant*innen ihr Ziel: Einige von ihnen werden festgenommen und in ihre Herkunftsländer abgeschoben, wieder andere verschwinden auf der Migrationsroute. Daher arbeitet das lokale Komitee auch mit betroffenen Familienangehörigen von verschwundenen Migrant*innen zusammen. Mit der Unterstützung von ACCSS werden die bekannt gewordenen Fälle an die entsprechenden nationalen und mexikanischen Behörden weitergeleitet, um den Familien bei der Suche nach ihren vermissten Angehörigen zu helfen. Zusätzlich erhalten die Familien und Migrationsrückkehrer*innen psychosoziale Betreuung in Selbsthilfegruppen, um die traumatischen Erfahrungen zu verarbeiten.

Alternativen zur irregulären Migration

Gleichzeitig setzt sich ACCSS gemeinsam mit sechs Jugendorganisationen und einem Jugendnetzwerk für Alternativen zur irregulären Migration ein. Dabei stärkt der Projektpartner die Organisationstrukturen der Jugendorganisationen und zeigt ihnen Mechanismen auf, um für ihre Rechte und Forderungen einzustehen: Hauptziel der Jugendorganisationen ist es, junge Multiplikator*innen auszubilden, die ihr Wissen über verschiedene Migrationsthemen an andere weitergeben und sich für die Rechte von Migrant*innen stark machen. Außerdem betreiben die Jugendlichen ihre eigene Lobbyarbeit auf Gemeindeebene, um mehr Haushaltsgelder für die Jugendarbeit zu generieren. Auf diese Weise sollen Programme, insbesondere für Jugendliche, die die Migration als einzigen Ausweg aus der Perspektivlosigkeit sehen, umgesetzt werden. Denn die Jugendlichen haben in den abgelegenen Gemeinden nur geringe Möglichkeiten zu einer Schulausbildung und damit später wenige Chancen, zum Lebensunterhalt ihrer Familien beizutragen. Die Regierungsprogramme sollen den Jugendlichen Alternativen zur Migration aufzeigen und ihnen damit Hoffnung auf eine bessere Zukunft in ihrer Herkunftsregion geben.

Mit den Geldern des Projektes sollen auch einkommensschaffende Maßnahmen eingeführt werden. Das Jugendnetzwerk Ak’Molam plant in diesem Zusammenhang eine Kooperative zu gründen und somit die einkommensschaffenden Maßnahmen der Jugendlichen selbst zu managen. Auch die Teilnehmerinnen der Selbsthilfegruppen sollen unterstützt werden, damit die Frauen selbstständig Einkommen erwirtschaften können. Den Jugendlichen soll somit eine Bleibeperspektive gegeben werden und den Müttern eine Möglichkeit für ihre ökonomische Unabhängigkeit zu sorgen.

Projektinfo

Projekt Arbeitsmigration in Guatemala
Ort/Region Sechs Gemeinden des Gemeindebezirkes Ixcán des Depart-ments El Quiché: Zona 2 von Playa Grande, San Pablo, Nueva Esperanza, Armenia, San Lucas und Ingenieros.
Partner ACCSS
Zielgruppe Mitglieder des Migrationskomitees, 90 Jugendliche des Jugendnetzwerks Ak’Molam, 60 Personen (insbesondere indigene Frauen)
Aktivitäten
  • Stärkung selbstbestimmter Migrationsentscheidungen und Förderung von „aufgeklärter“, sicherer Migration
  • Unterstützung von Familienangehörigen bei der Aufklärung von Fällen von vermissten Migrant*innen
  • Psychosoziale Betreuung für Familienangehörige und Migrationsrückkehrer*innen
  • Verbesserung der Lebensgrundlage von Jugendlichen zur Schaffung von Bleibeperspektiven: Durchführung einkommensschaffender Maßnahmen
Laufzeit 2019-2021
Budget 70.000 Euro p.a.
Förderer BMZ

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