Uganda ist ein Hotspot für Menschen auf der Flucht und weist den höchsten Anteil an Geflüchteten an der Gesamtbevölkerung in ganz Afrika auf. Unser Projekt mit der ugandischen Partnerorganisation AFARD wird im Bidibidi Flüchtlingslager im Norden Ugandas an der Grenze zum Südsudan durchgeführt. Bidibidi ist bekannt als eines der größten Flüchtlingslager der Welt, mit rund 225.000 geflüchteten Menschen aus dem Südsudan. Gemeinsam mit AFARD erreichen wir sowohl geflüchtete Familien als auch ihre Gastgemeinden.
Die Familien in der Region leben hauptsächlich von Subsistenzwirtschaft und bewirtschaften ihr eigenes Land. Mangelernährung und Ernährungsunsicherheit sind verbreitet, da effiziente landwirtschaftliche Technologien fehlen und die traditionell angebauten Sorten nur geringen Ertrag erzielen. Sowohl die Geflüchteten als auch die einheimischen Familien leben häufig an der Armutsgrenze. Die Wenigsten haben alternative Einkommensmöglichkeiten neben der eigenen Landwirtschaft. Der schleichende Klimawandel macht ihre Lage zunehmend herausfordernder: extreme Klimaereignisse wie Dürren, Starkregen oder Überflutungen häufen sich und werden unvorhersehbarer. Die Situation verschärft sich weiter, da durch den drastisch erhöhten Bedarf an Brennstoff große Flächen Wald abgeholzt werden und so auch Konflikte zwischen Geflüchteten und Einheimischen entstehen.
Selbstorganisation stärken und neue Perspektiven schaffen

Durch die vorherrschenden patriarchalischen Strukturen in Uganda werden Frauen und Mädchen oft benachteiligt. Sie besuchen seltener die Schule, haben einen schwierigeren Zugang zum Arbeitsmarkt und zu Nahrung und weniger Mitspracherecht bei Entscheidungen - das betrifft auch die Familienplanung sowie sexuelle und reproduktive Gesundheit.
Im Rahmen unseres Projektes leisten wir gemeinsam mit unserer lokalen Partnerorganisation AFARD einen Beitrag dazu, die geflüchteten und einheimischen Familien nachhaltig zu stärken und ihnen Möglichkeit zu geben, ihre Lebenssituation zu verbessern und resilienter zu werden.
Ernährungsmöglichkeiten sichern und Einkommen steigern
In Bauern- und Sparvereinen wird Wissen zu gesunder Ernährung, klimaangepasstem Anbau und entsprechenden landwirtschaftlichen Techniken ausgetauscht und erlernt. Frauen, jugendliche Mütter und Menschen mit Behinderung machen 60 Prozent der Teilnehmenden aus. Alle Mitglieder sparen gemeinsam und können so günstige Kredite erhalten. Diese nutzen sie zum Beispiel um Schulbildung, Saatgut oder gesundheitliche Dienste zu bezahlen.
Der Anbau von Gemüse in Küchengärten und die neu gepflanzten Obstbäume helfen den Teilnehmer*innen dabei, ihre Ernährung abwechslungsreich zu gestalten und Mangel- und Fehlernährung entgegenzuwirken. Bei Kochshows stellen die Bäuer*innen das erlernte Wissen und die neuen Techniken unter Beweis und erreichen dabei ein großes Publikum. Durch den Einsatz neuer landwirtschaftlicher Technologien können die Bäuer*innen zudem ihre Erträge steigern. Ochsengespanne ermöglichen das Bestellen größerer Flächen und generieren durch die Vermietung ein zusätzliches Einkommen. Speziell ausgebildete Mitglieder der Landwirt*innen- und Sparvereine kommen in Vermarktungsgruppen zusammen und organisieren gemeinsam Verkauf und Vermarktung der landwirtschaftlichen Produkte. Sie suchen geeignete Märkte, verhandeln Preise und schaffen Marktzugang. Der hierdurch erzielte Gewinn geht als zusätzliches Einkommen zurück an die Bauern und Bäuerinnen und ihre Familien.
Friedliches Zusammenleben und Umweltschutz fördern

Das friedliche Zusammenleben zwischen geflüchteten und einheimischen Familien wird durch Dialogforen gefördert. In diesen Gruppen wird sich ausgetauscht und gemeinsam Lösungen für Konflikte entwickelt. Dies bestärkt einen fairen, konfliktfreien Zugang zu natürlichen Ressourcen und schützt das Ökosystem vor weiterer Überlastung. Zum Klimaschutz trägt das Projekt auch durch das Training und den Aufbau von energiesparenden Öfen mit weniger Brennholzbedarf sowie durch den Einsatz von Ochsengespannen für lokalen Transport bei.
In den Bäuer*innengruppen werden auch speziell Frauen gestärkt und gefördert. Ziel ist es, dass Frauen mehr an Entscheidungen teilhaben und eigenes Vermögen wie Land, Geld oder Nutztiere besitzen. Zudem soll der Zugang zu Informationen zu Familienplanung und sexueller und reproduktiver Gesundheit verbessert werden.
Projektinfo
Projekt | Projekt zur Stärkung widerstandsfähiger Lebensgrundlagen – Phase 2 |
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Ort/Region | Bidibidi Refugee Camp and Romogi and Barakala sub-counties, (Unterbezirke Romogi und Barakala,) Yumbe District, West Nile Region |
Partner | Agency for Accelerated Regional Development (AFARD) |
Zielgruppe | Geflüchtete und ihre Gastgemeinde, insgesamt 7,719 Begünstigte |
Aktivitäten |
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Laufzeit | January 2023 – Dezember 2025 |
Budget | 228.922€ |
Förderer | BMZ SSF |