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SüdostasienPhilippinen

Plastikmüll statt Fisch, Ausbeutung statt Einkommen

Die Menschen in den Küstengemeinden der philippinischen Provinz Sarangani leben vor allem von der Fischerei. Doch kommerzielle Fischereiflotten räumen die Fischbestände leer, die Fischer verlieren ihre Lebensgrundlage. Heuern sie bei der industriellen Fischerei, fallen sie häufig Ausbeutung und Menschenhandel zum Opfer.

Das Boot, mit dem Norbhen Costańo rausfährt, ist gemietet. Der Fang eines Tages reicht kaum noch aus, um seine Familie zu versorgen. (Foto: Mark Henry/AWO International)
Das Boot, mit dem Norbhen Costańo rausfährt, ist gemietet. Der Fang eines Tages reicht kaum noch aus, um seine Familie zu versorgen. (Foto: Mark Henry/AWO International)

Mit abnehmenden Fischbeständen in den Philippinen schrumpft auch das Einkommen von Fischern und ihren Familien. Die Bucht von Sarangani im Süden der Philippinen ist besonders stark betroffen. Hier konkurrieren Fischer in kleinen traditionellen Holzbooten (Bangkas) mit großen kommerziellen Industrieschiffen, die das Küstengewässer leerfischen und damit den Fang für Kleinfischer massiv mindern.

Für die lokalen Fischer bleibt kaum was übrig: Statt Fische fangen sie Plastikmüll, da es in den armen Küstengemeinden kein Abfallmanagement. Die weltweite Vermüllung der Ozeane ist hier ganz real spürbar. Vom ohnehin kleinen Tagesfang wird den Fischern noch die Miete für das Bangka abgezogen - die wenigsten können sich ein eigenes Boot leisten. So reicht der Fischfang kaum für die Versorgung der Familie. Geben Kleinfischer auf und suchen Arbeit auf einem der kommerziellen Schiffe, werden sie oft ausgebeutet. Durch ihr begrenztes Einkommen fallen Arbeitssuchende in der Fischereiindustrie vermehrt Betrugsmaschen illegaler Rekrutierer und Menschenhandel zum Opfer.

Fischer schützen und Meeresverschmutzung stoppen

In unserem gemeinsamen Projekt mit der Organisation OND HESED Foundation kämpfen wir gegen den Menschenhandel von Fischern in der Provinz Sarangani. Hierfür entwickelt und stärkt unsere Partnerorganisation Selbsthilfegruppen zum sozialen Schutz von Fischerfamilien, insbesondere Müttern und Ehefrauen, und deren Gemeinden. Damit Opfer von Menschenhandel die notwendige Unterstützung erhalten, ergänzt OND HESED bestehende Sozialdienste der Regierung. So reduzieren wir nicht nur das Risiko von Fischern, in den Menschenhandel zu geraten, sondern auch das Risiko einer erneuten Arbeitsmigration von Opfern. Ausserdem setzt sich OND Hessed auch dafür ein, dass die Arbeitsbedingungen in der Fischreiindustrie verbessert werden.

Die Verschmutzung der Bucht ist ein weiteres Problem für die lokalen Fischer. Im Rahmen des Projekts werden deshalb zusätzlich Maßnahmen durchgeführt, um das Umweltbewusstsein und -schutz in der Projektregion verbessern.  Dazu werden zum Beispiel öffentliche Workshops und Trainings zu den Themen Abfallmanagement, Abwasser und Hygiene durchgeführt. Zudem beinhaltet das Projekt die Wiederaufforstung von Mangroven in Sarangani, denn die Mangrovenwälder wurden im letzten Jahrhundert großflächig für Landwirtschaft, Fischerei und Wohnraum beseitigt. Doch inzwischen sind die vielen Vorteile der Küstenbäume bekannt: Sie schützen Küstengemeinden vor Fluten, indem sie Wellen und Wind brechen, verhindern Bodenerosion und bieten durch herabfallenden Waldstreu Nahrung für marine Organismen. Das Pflanzen von Mangroven fördert den Fischbestand und hat so direkte finanzielle Vorteile für die Küstenanwohner, die in Sarangani fast ausschließlich auf Fischerei angewiesen sind.

Die OND HESED Foundation wurde 1999 durch Mitglieder des katholischen Ordens Oblates of Notre Dame (OND) gegründet, um als eigenständige Einrichtung Entwicklungsprojekte für marginalisierte Bevölkerungsgruppen jeglicher Religionszugehörigkeit zu implementieren. Die Organisation ist auf der Insel Mindanao im Süden der Philippinen tätig und setzt wie AWO International auf die Stärkung von Sozialstrukturen. Bis heute hat OND HESED 19 Peoples Organizations und 243 Selbsthilfegruppen mit einer Mitgliederzahl von rund 3.000 Personen gegründet, betreut und gestärkt.

Projektinfo

Projekt Menschenhandel und Ausbeutung von Fischern reduzieren
Ort/Region General Santos City und Stadtgemeinden Kiamba und Maasim in der Provinz Sarangani, Philippinen
Partner OND HESED Foundation
Zielgruppe Kleinfischer und ihre Familien, Gemeinden
Aktivitäten
  • Implementierung von Gesetzen und Richtlinien gegen Menschenhandel
  • Rechtsaufklärung in Fischergemeinden
  • Betreuung für Opfer von Menschenhandel
  • Aufbau und Stärkung von Selbsthilfegruppen und Gemeindeorganisationen
  • Aufklärung im Bereich Abfallmanagement und Umweltschutz
Laufzeit 2021-2023
Budget 73.333 Euro p.a.
Förderer BMZ

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