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MittelamerikaHonduras

Bekämpfung von Gewalt und Armut als zentrale Fluchtursachen

Zu den zentralen Fluchtursachen in Honduras zählen Gewalt, Armut und Perspektivlosigkeit. Gemeinsam mit dem Projektpartner OCDIH leistet AWO International einen Beitrag zur Fluchtursachenbekämpfung in der Region. Bildungs- und einkommensschaffende Maßnahmen sollen Jugendlichen und jungen Erwachsenen neue Perspektiven für ein selbstbestimmtes Leben aufzeigen.

 Erfolgreiche Kleinunternehmen: Der junge Mann verdient sein Geld nun mit dem Verkauf von Milkshakes (Foto: AWO International)
Erfolgreiche Kleinunternehmen: Der junge Mann verdient sein Geld nun mit dem Verkauf von Milkshakes (Foto: AWO International)

In Honduras fliehen die Menschen zum Großteil vor Gewalt, Armut und Perspektivlosigkeit. 67,8 Prozent der honduranischen Bevölkerung lebt in Armut, 52 Prozent von ihnen sogar in extremer Armut. Hinzu kommt die Gewaltsituation des Landes: Im Jahr 2018 sind insgesamt 3.682 Morde von der Nationalpolizei in Honduras dokumentiert worden, was 41 Tötungsdelikte pro 100.000 Einwohner*innen entspricht. Durchschnittlich bedeutet dies zehn Morde pro Tag. So kommt es, dass bereits vierzehn Prozent der honduranischen Bevölkerung als Migrant*innen in den USA leben.

Fluchtursachen bekämpfen und Zukunftsperspektiven schaffen

Gemeinsam mit dem Projektpartner OCDIH (Organismo Cristiano de Desarrollo Integral de Honduras) versucht AWO International in der Provinz Cortés im Nordwesten Honduras mit Mitteln des BMZ aus der Sonderinitiative „Flucht“ einen Beitrag zur Fluchtursachenbekämpfung in der Region zu leisten. Ziel ist es, insbesondere durch Bildungs- und einkommensfördernde Maßnahmen den Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Region neue Perspektiven für ein selbstbestimmtes Leben aufzuzeigen.

Unser Projektpartner OCDIH versucht, den Jugendlichen und jungen Erwachsenen den Zugang zum Arbeitsmarkt durch Bildungsmaßnahmen und fachliche Ausbildungen zu erleichtern. Ein wichtiger Partner für OCDIH bei der Realisierung dieses Vorhabens stellt daher das Instituto Nacional de Formación Profesional (INFOP), ein nationales Ausbildungszentrum, dar. In einer Ausbildungsstätte in Potrerillos bekommen die Teilnehmer*innen in Kursen die Möglichkeit, eine Ausbildung, beispielsweise zur*m Schreiner*in, Elektriker*in oder Friseur*in, zu machen. Zudem werden die Jugendlichen und jungen Erwachsenen bei ihrem Berufseinstieg begleitet. Parallel erhalten sie durch OCDIH psychosoziale Betreuung und Unterstützung bei der Erarbeitung ihres Lebensprojekts, bei dem sich die Jugendlichen über die Gestaltung ihrer Zukunft Gedanken machen.

Ein eigenes Unternehmen als Bleibeperspektive

220 der im Ausbildungszentrum ausgebildeten Jugendlichen erhalten nach Vorstellung ihrer Geschäftsidee im Rahmen des Projektes einen Kleinkredit. Mit einem Startkapital von 500 US-Dollar soll der Aufbau von rentablen Kleinunternehmen gestaltet werden und die Jugendlichen somit für sich und ihre Familien eine Lebensgrundlage erwirtschaften.

Einige Erfolgsgeschichten gibt es bereits zu berichten: der 22-jährige Oscár hat im Ausbildungszentrum in Potrerillos das Schneidern erlernt. Mit Hilfe des Kleinkredits von OCDIH konnte er sich eine neue Nähmaschine kaufen und sich mit seinen Kreationen bereits in der gesamten Region einen Namen machen. Die Menschen kommen zu Oscár für festliche Kleider und Anzüge. Besonders gerne schneidert er für Schönheitswettbewerbe, wo er mit seinen Designs bereits nationale Preise gewinnen konnte. Sein nächstes großes Ziel ist es, ein eigenes Lokal für seine Schneiderei zu finden - denn der Platz in seinem Wohnzimmer wird durch die vielen Aufträge langsam zu eng.

Auch Marisol, die direkt in Potrerillos wohnt, konnte sich durch das Projekt mit OCDIH einen Traum erfüllen. Die junge Frau hatte zwar eine Arbeit in einer Cafeteria, doch empfand diese als zu unsicher. Als sich die Möglichkeit bot ein eigenes Geschäft aufzubauen, zögerte sie keinen Augenblick. Durch einen einwöchigen Workshop von OCDIH erlernte sie das nötigste, was es braucht für ein eigenes Unternehmen. Heute betreibt sie im Stadtzentrum einen Straßenstand, wo sie Pupusas (eine zentralamerikanische Spezialität) verkauft. In einigen Jahren möchte sie ein weiteres Restaurant eröffnen und somit Arbeitsplätze für andere schaffen.

Dies sind nur zwei von zahlreichen Beispielen. Eines haben alle jungen Erwachsenen gemeinsam, die von OCDIH und AWO International unterstützt werden: keine*r der jungen Frauen und Männer denkt mehr an die Auswanderung. Alle planen ihre Zukunft in Honduras und wollen ein wichtiger Teil der Gemeinde sein.

Jugendliche verschaffen ihren Forderungen eine Stimme

Auch lobbypolitisch werden die Jugendlichen und jungen Erwachsenen aktiv. In lokalen Jugendorganisationen und einem übergreifenden Jugendnetzwerk setzen sich die Teilnehmer*innen mit ihren Rechten auseinander und formulieren ihre politischen, sozialen und gesellschaftlichen Forderungen, welche sie versuchen, auf politischer Bühne einzubringen. So lernen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen demokratische Strukturen kennen und verleihen ihren Rechten, ihren Wünschen und ihren Vorstellungen eine Stimme. Ein wichtiger Teil ihrer Arbeit ist es außerdem, den anderen Jugendlichen die Alternativen zur Migration aufzuzeigen.

Projektinfo

Projekt Fluchtursachenbekämpfung durch Förderung von Jugendlichen in Honduras durch einkommensschaffende Maßnahmen
Ort/Region Gemeinden El Caracol, El Triunfo, Buena Vista, Nuevo Mundo San Miguel, El Tule und La Sabana im Gemeindebezirk Potrerillo in der Provinz Cortés, Honduras sowie drei Stadtteile von Potrerillos (Stadt)
Partner OCDIH (Organismo Cristiano de Desarrollo Integral de Honduras)
Zielgruppe Jugendliche und junge Erwachsene (potentielle Migrant*innen) und deren Familien aus armen Haushalten des Gemeindebezirks Potrerillos, Nordwesten von Honduras
Aktivitäten
  • Maßnahmen zur Reduzierung der akuten Fluchtursachen von Jugendlichen durch:
    • Bildungsmaßnahmen
    • Einkommensfördernde Maßnahmen im landwirtschaftlichen oder handwerklichen Bereich
    • Erarbeitung von individuellen Lebensprojekten
    • Training zur Eingliederung in Beschäftigungsverhältnisse
    • Stärkung von Jugendorganisationen und Netzwerken zur politischen Einflussnahme
    • Maßnahmen zur politischen Einflussnahme in Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Akteuren
    • Stärkung selbstbestimmter Migrationsentscheidungen und Förderung von aufgeklärter Migration
Laufzeit 2017-2021
Budget 67.000 Euro p.a.
Förderer BMZ (Sonderinitiative Fluchtursachen bekämpfen)

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