In vielen Regionen der Welt ist die Lebensrealität für Jugendliche eine andere: In Mexiko arbeiten 60 Prozent der Bevölkerung im informellen Sektor, darunter viele Jugendliche, die sich beispielsweise mit dem Verkauf von Lebensmitteln auf der Straße ein minimales Einkommen sichern. Innerhalb von vier Jahren sind in Guatemala 24.685 Jugendliche ums Leben gekommen. Die Mehrheit der Todesfälle ist auf Gewaltverbrechen zurückzuführen.Schätzungsweise 30.000 Jugendliche in El Salvador sind Mitglied in einer Jugendbande – eine sehr hohe Zahl, aber die Mehrheit der Jugendlichen ist von der Gewalt der sogenannten „maras“ selbst betroffen.
Etwa 67 Prozent der honduranischen Bevölkerung lebt in Armut, 52 Prozent sogar in extremer Armut. „Wir studieren in der Hoffnung, dass wir später eine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben und uns so aus der Misere raus arbeiten können. Aber wenn wir erst einmal unseren Abschluss in der Tasche haben, suchen wir vergeblich nach Jobs. Um dieser Situation zu entkommen, migrieren wir, denn unsere Chancen in den USA sind größer als in Honduras“, berichtet Carolina aus Caracol in Honduras. In Nicaragua wurden in den vergangenen zehn Jahren etwa 1.600 minderjährige Schwangerschaften dokumentiert, die aus Sexualverbrechen hervorgegangen sind. Die Dunkelziffer liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit weitaus höher. Es sind alarmierende Zahlen, die jedoch nur einen kleinen Einblick in das Leben der Jugendlichen in Mittelamerika und Mexiko geben.
Forderungen der Jugend zum Internationalen Tag der Jugend
Seit 2007 führt AWO International mit lokalen Partnerorganisationen ein Regionalprogramm zur Gewaltprävention und Förderung von Jugendlichen in Mittelamerika und Mexiko durch, um die Teilhabe von Jugendlichen und jungen Erwachsenen an politischen und gesellschaftlichen Prozessen zu fördern. Hierzu werden zum Beispiel Jugendorganisationen und -netzwerke gestärkt, damit Jugendliche die Möglichkeit haben, ihre Interessen zu bündeln und ihre Forderungen als geschlossene Gruppe an politische Entscheidungsträger*innen heranzutragen.
Hierfür nutzen die Jugendlichen auch den Internationalen Tag der Jugend: Zahlreiche Aktivitäten werden von den Jugendlichen unserer Partnerorganisationen CJGD aus Mexiko, ACCSS, SODEJU aus Guatemala, ACISAM aus El Salvador, OCDIH aus Honduras und CANTERA aus Nicaragua am 12. August umgesetzt. Die Bandbreite reicht von Demonstrationen, Sportveranstaltungen, Jugendfestivals, Filmvorführungen sowie Treffen mit Abgeordneten auf kommunaler und nationaler Ebene, um ihnen ihren Forderungskatalog zu überreichen. Zentrale Forderung der Jugendlichen ist die Verabschiedung beziehungsweise Umsetzung einer nationalen Jugendgesetzgebung. Sie verlangen, im nationalen Haushalt stärker berücksichtigt zu werden, um so die Investitionen in die Jugend zu steigern – in Bildung, Gesundheit sowie in den Arbeitsmarkt zur Schaffung von Arbeitsplätzen. Denn nur wenn sie gefördert werden, können sie als aktive junge Bürger*innen einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung und damit zum 16. Ziel der Agenda 2030 der Vereinten Nationen leisten.