Bereits kurz nach dem Beben haben uns Partnerorganisationen berichtet, dass die Fälle von Mädchenhandel massiv gestiegen sind. Während die Nothilfemaßnahmen für die Erdbebenopfer in vollem Gange waren, hat AWO International zusätzlich eine nepalweite Aufklärungskampagne zum Thema Menschenhandel und Migration gestartet. An Grenzstationen, Busbahnhöfen und anderen zentralen Orten wurden große Warntafeln installiert zehntausende Informationsbroschüren wurden landesweit in betroffenen Regionen verteilt, in öffentlichen Verkehrsmitteln wurden Aufkleber angebracht. Zahlreiche Organisationen haben die Materialien mittlerweile nachgedruckt. An der indisch-nepalesischen Grenze werden neben den Aufklärungskampagnen zusätzlich Schulungen für die Grenzpolizisten durchgeführt, damit diese potentielle Opfer von Menschenhandel rechtzeitig erkennen und in Sicherheit bringen können.
Aufklärung zu sicherer Migration
Mitten im zentralen Busbahnhof von Kathmandu steht ein Informationsstand von AWO International. Dort beraten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Organisation Pourakhi Menschen, die in der Hoffnung auf ein besseres Leben das Land verlassen wollen, um im Ausland zu arbeiten. „Es geht nicht darum, zu verhindern, dass Menschen migrieren“, so Ines Budarick, Büroleiterin von AWO International in Kathmandu, „vielmehr möchten wir mit Beratungen und Informationen dazu beitragen, dass Menschen eine informierte Entscheidung treffen und gegebenenfalls sicher migrieren.“ Denn viel zu häufig erfolgt die Ausreise auf unsicheren Wegen über dubiose Mittelsmänner und endet nicht selten in Abhängigkeitsverhältnissen, Ausbeutung und Menschenhandel.
Der Wiederaufbau in Nepal geht aufgrund der politischen Situation nur schleppend voran. Die staatliche Koordinierungsstelle für den Wiederaufbau hat erst im Januar 2016 die Arbeit aufgenommen und ist weiterhin personell unterbesetzt. Wegen eines Streits um die neue Verfassung in Nepal hat die indische Regierung zudem die Grenzen blockiert, so dass wichtige Importe wie Treibstoff und Baumaterialien nicht die Grenzen passieren können und damit den Wiederaufbau verzögern.
In Nepal treten weiterhin regelmäßig Nachbeben auf. AWO International wird sich daher 2016 auf die Katastrophenvorsorge im Erdbeben-Kontext konzentrieren.