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08. April 2021 Projektupdate

Stoffbeutel als Zukunftschance für Jugendliche in Nicaragua

In Zeiten der Unsicherheit denken viele Nicaraguaner*innen an eine Auswanderung. Um den jungen Erwachsenen eine Chance im eigenen Land zu bieten, unterstützt AWO International bei einkommensschaffenden Maßnahmen. Ein Projekt: umweltfreundliche, handbemalte Stoffbeutel als berufliche Perspektive.

Indira Fuentes gründete das Kleinunternehmen CORTEZA, mit dem sie Stofftaschen, Rucksäcke und Masken herstellt. (Foto: AWO International)
Indira Fuentes gründete das Kleinunternehmen CORTEZA, mit dem sie Stofftaschen, Rucksäcke und Masken herstellt.

Die Bevölkerung Nicaraguas leidet seit langem unter einer schweren Wirtschaftskrise. Zusammen mit der soziopolitischen Krise, die sich seit den landesweiten Protesten gegen Präsident Ortega im Jahr 2018 verschlimmert, hat dies fatale Folgen : immer mehr – vor allem junge – Nicaraguaner*innen verlassen das Land oder denken zumindest darüber nach. Die Mehrheit der Auswandernden siedelt ins Nachbarland Costa Rica um, andere wagen den Schritt nach Spanien oder in die USA. In den meisten Fällen findet die Auswanderung ohne gültige Papiere statt, was ein großes Risiko ist und wodurch die Betroffenen in ständiger Angst vor einer Abschiebung leben müssen. In unserem Projekt unterstützen wir seit 2020 vier einkommensschaffende Maßnahmen von jungen  Erwachsenen, die sich mit ihrem Kleinunternehmen eine eigene Zukunft in aufbauen wollen.

EINES DIESER KLEINUNTERNEHMEN IST CORTEZA

CORTEZA (dt. Baumrinde) ist die Idee von Indira Fuentes, die seit Jahren ein aktives Mitglied in CANTERAs Jugendorganisation in der Gemeinde San Judas ist und selbst schon die Leitung einer Jugendgruppe übernahm. Die Idee für ihr Kleinunternehmen kam bei einem Workshop, den CANTERA 2019 anbot. Dort bemalten die Jugendlichen umweltfreundliche Stofftaschen.

Mir gefiel die Idee ein Unternehmen zu starten, das die Umwelt schützt und  anderen Jugendlichen eine Arbeit geben könnte,

erzählt uns Indira Fuentes im Interview.

Den Namen für ihre Miniunternehmen wählte die junge Jugendleiterin, da die Rinde der robusteste Teil eines Baumes ist und viel aushält – genauso wie die nicaraguanische Jugend selbst. Auch ist die Baumrinde ein wichtiger Teil der Natur, welcher das Projekt mit der Herstellung von wiederverwendbaren Taschen etwas Gutes tun möchte.

Heute stellt CORTEZA Stofftaschen in allen Größen, Stoffmasken und Rucksäcke her, die sie individuell von Hand bemalen und anschließend auf ihrer Facebook-Seite sowie in kleinen Geschäften in Managua und auf lokalen Messen verkaufen. Der Verkauf läuft bisher gut, da viele Kund*innen Interesse an den nachhaltigen Taschen haben. Die bemalten Textilien sind Alltagsprodukte, die vielseitig verwendet werden können. Indira motiviert auch andere Jugendliche aus ihrer Gemeinde und schließt diese in den Herstellungsprozess ein: „Wenn ich keine Zeit habe, hilft mir eine Freundin die Produkte zu bemalen. Auf lange Sicht möchte ich aber mehr Jugendliche involvieren, es soll eine Art Kollektivprojekt der Jugendlichen von San Judas werden“, berichtet die junge Frau.

„In Nicaragua ist Umweltschutz kein so großes Thema, wie es eigentlich sein sollte. Mit unseren Taschen aus Stoff wollen wir jedenfalls einen kleinen Beitrag dazu leisten, den Plastikmüll und Einwegprodukte zu verringern. Unsere Taschen haben eine lange Lebensdauer und sind noch dazu stylisch. Es hat also nur Vorteile“, erzählt uns die 26-jährige Indira weiter. CANTERA selbst veranstaltet in regelmäßigen Abständen Workshops oder kleine Projekte und Wettberwerbe zum Thema Umweltschutz und Müll, um Jugendliche zu einem bewussteren Konsum aufzufordern sowie die Folgen ihres Handelns aufzuzeigen.

Vor dem Start von CORTEZA bekam Indira zusammen mit den anderen drei Jugendlichen, die im Jahr 2020 ihr Kleinunternehmen mit Hilfe von CANTERA und AWO International starteten, in sechs Workshops vermittelt, auf was es ankommt, wenn man ein*e „Entrepreneur*in“ sein möchte. Die jungen Erwachsenen lernten die wichtigsten Werkzeuge um, ihr eigenes Miniunternehmen zu starten und dieses erfolgreich zu führen. Buchführung, Budgeting und Marketing wurden ebenso besprochen wie auch die Vor- und Nachteile ihres Kleinunternehmens sowie die Chancen für die Zukunft. Die vier Projekte der CANTERA-Jugendlichen bekamen ein Startkapital von durchschnittlich 2.000 Euro, von welchem sie die Materialien kauften, die sie benötigten. Zusätzlich zu Indiras kollektiver Textilherstellung wurden ein Dienstleistungsunternehmen für Graphikdesign und Siebdruck ins Leben gerufen, ein Vertrieb von Reinigungsmittel, sowie ein Audio- und Beleuchtungsdienstleister. Gleichzeitig verpflichteten sich die unterstützten Kleinunternehmer*innen, sich weiterhin aktiv in ihrer Jugendorganisation zu engagieren. „Ohne die finanzielle Hilfe von AWO International und die Unterstützung durch meine Organisation CANTERA wäre es für mich schier unmöglich gewesen, ein solches Projekt ins Leben zu rufen“, betont Indira,

meine finanzielle Lage hätte dies in der heutigen Zeit nicht zugelassen. Durch die Wirtschaftskrise im Land und die Folgen der Pandemie, ist es für mich und meine Familie schwieriger als früher. Besonders meine Familie motiviert mich weiterzumachen und nach Höherem zu streben.

Die 26-jährige möchte auch als Vorbild für andere Jugendliche in Nicaragua voran gehen und sich dafür einsetzen, dass auch sie ein sicheres Einkommen und eine berufliche Perspektive im Land haben können.

Unser Projekt leistet einen Beitrag, um zum Beispiel diese nachhaltigen Entwicklungsziele zu erreichen

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