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29. November 2021 Projektupdate

Nationale Konferenz gegen Kinderhandel und Ausbeutung in Uganda

Der Klimawandel verstärkt im trockenen Nordosten Ugandas Hunger und Armut. Als Folge davon kommt es zu Abwanderung, Ausbeutung von Kindern und Menschenhandel. Alleine 12.700 Kinder arbeiten auf den Straßen der Hauptstadt Kampala, 3.800 sind obdachlos.

Von links nach rechts: Projektmitarbeiterin ECO, Landesdirektorin AWO International, Parlamentarierin, Nationale Koordinatorin für den Aktionsplan gegen Menschenhandel, Projektkoordinatorin ECO, Programm-Direktorin ECO, Projektkoordinatorin AWO International, Koordinator Humanitäre Hilfe und Ostafrika (AWO International).

Seit 2019 unterstützt AWO International ein Projekt gegen Kinderhandel und Ausbeutung in der verarmten Karamoja-Region im Nordosten Ugandas. Im Zentrum steht dabei die Verbesserung der Lebensbedingungen - insbesondere der Nahrungssicherheit und der Ernährung - für potentiell von Menschenhandel betroffene Familien sowie die Vernetzung relevanter Akteure gegen Menschenhandel auf Distriktebene. Im Rahmen des BMZ-finanzierten Projekts von AWO International lud unsere Partnerorganisation ECO gemeinsam mit dem ugandischen Ministerium für Innere Angelegenheiten am 18. November 2021 zu einem Nationalen Dialog in die Stadt Moroto ein. Moroto liegt in der stark vom Kinderhandel betroffenen Region Karamoja.

In ihrer Eröffnungsrede betonte Faith Nakut L. Chuna, Abgeordnete des Distrikts Napak im ugandischen Parlament, die fatalen Lebensbedingungen in der Karamoja-Region: „Viele Eltern schaffen es nicht, ihre Familien zu versorgen. Kinder müssen die Ernährung sicherstellen und werden oft als Haushaltshilfen in andere Städte geschickt und in der Folge häufig versklavt. Die Schulen sind wegen der Corona Pandemie seit anderthalb Jahren geschlossen, eines von vier minderjährigen Mädchen ist schwanger oder hat bereits ein Kind. Es gab sogar Fälle, dass Familien ihre Kinder aus Verzweiflung verkauft haben. Siebenjährige Kinder sind heute „Mieter“ und müssen für die Unterbringung mit 50 anderen Kindern in einem Raum und unter menschenunwürdigen Bedingungen bezahlen“. Die Abgeordnete hat im ugandischen Parlament eine Kampagne gegen Kinder-Sklaverei gestartet. „So kann es nicht weitergehen. Jedes Kind hat ein Recht auf Schulbildung und eine gute Zukunft. Wir müssen mit den Busunternehmen arbeiten, die alleine reisende Kinder transportieren und die Arbeitgeber*innen von Kindern bestrafen“, so Chuna.

Agnes Igoye, Nationale Koordinatorin für die Prävention von Menschenhandel im ugandischen Innenministerium, stellte den Nationalen Aktionsplan vor, der auf den vier Säulen „Prävention, Schutz, Strafverfolgung und Vernetzung“ beruht. „Den Kampf gegen Menschenhandel können wir nur gemeinsam gewinnen. Das kann die ugandische Regierung alleine nicht lösen. Deshalb ist es so wichtig, dass heute regionale Vertreter*innen der Polizei, hochrangige politische Vertreter*innen und Beauftragte für soziale Wohlfahrt aus den am stärksten betroffenen Distrikten, sowie Kinderschutzbeauftragte aus Ministerien und Vertreter*innen der Zivilgesellschaft zusammengekommen sind, um gemeinsam zu überlegen, wie wir die zunehmende Ausbeutung von Kindern und den Kinderhandel stoppen können“. Sie hob hervor, dass die Re-Integration von Opfern, die aus dem Ausland gerettet werden oder aus ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen in ihre Dörfer zurückkehren, eine besondere Herausforderung ist. „Hier braucht es psychologische Unterstützung für die Kinder und ihre Eltern und eine wirtschaftliche Unterstützung für die Familien, damit die Kinder in die Schule gehen können und nicht erneut fortgehen“, so Igoye.

Molly Namirembe, Projektkoordinatorin von ECO, sprach im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit Distriktrepräsentant*innen und einem Vertreter der Kenianischen NGO CHTEA. Sie erklärte, dass die Baseline-Studie unseres Kooperationsprojekts ergeben hat, dass 59% der Familien keine Nahrungssicherheit haben. „Viele Familien können es sich nicht leisten ein Schulbuch oder dringend benötigte Medikamente zu kaufen. Es gibt in Uganda keinen Mindestlohn. Viele Hausangestellte erhalten monatlich nur 20.000 Ugandische Schilling - umgerechnet 5 Euro. Es mangelt an Matratzen zum Schlafen, an Kochgeschirr und an Sicherheit, die mit zunehmender Armut zu einem immer größeren Problem wird und auch zur Abwanderung führt“. Namirembe betont außerdem, dass Kinderhandel und Kinderheirat im Projektgebiet in den vergangenen Jahren zugenommen haben: „Mit 6 Jahren bekommen die Familien vieler Mädchen eine Kuh als Mitgift und mit 10 Jahren werden viele Mädchen verheiratet“.

Felix Neuhaus, Koordinator für Humanitäre Hilfe und Ostafrika, stellte Ansätze zur Bekämpfung des Menschenhandels aus der Arbeit von AWO International in anderen Regionen - insbesondere aus den Ländern Nepal und Bangladesch – vor. AWO International arbeitet bereits seit 10 Jahren in den Bereichen sichere Arbeitsmigration und Menschenhandel und setzt in diesem Schwerpunktbereich aktuell über 20 Projekte um. 

Am Ende der Veranstaltung vereinbarten die anwesenden Akteur*innen, den Kampf gegen den Menschenhandel gemeinsam fortzusetzen. Dazu zählen eine noch konsequentere Umsetzung von Gesetzen, die Inhaftierung von am Menschenhandel beteiligten Personen als Zeichen der Abschreckung, ein weiterer Ausbau der Vernetzung auf Distriktebene, eine bessere psychosoziale Betreuung von Opfern und Überlebenden sowie Maßnahmen zur sozioökonomischen Reintegration. Des Weiteren wurden auf der Konferenz der Ausbau sozialer Sicherungsnetze auf lokaler Ebene, ein Ausbau der Aufklärungsarbeit sowie Maßnahmen zur Armutsbekämpfung und zur Verbesserung der Lebensbedingungen beschlossen.  

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