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17. März 2020

Trauriger Jahrestag: Neun Jahre Krieg in Syrien

Der Bürgerkrieg in Syrien ist die schlimmste Humanitäre Krise unserer Zeit. AWO International fördert die medizinische Grundversorgung für syrische Geflüchtete – besonders Menschen mit Behinderung – mit einer mobilen Klinik im Libanon.

Der Bürgerkrieg in Syrien dauert bereits neun Jahre an (Foto: ADH/Thomas Schwarz)
Der Bürgerkrieg in Syrien dauert bereits neun Jahre an.

Am 15. März 2011 -  also vor neun Jahren - begann die schlimmste humanitäre Krise seit Ende des Zweiten Weltkrieges: Durch den anhaltenden Bürgerkrieg in Syrien sind mehr als 11,7 Millionen Menschen auf Humanitäre Hilfe angewiesen, darunter 5 Millionen Kinder. Über 6 Millionen Syrer sind Binnenflüchtlinge, also im eigenen Land auf der Flucht – mehr als 5 Millionen Syrer sind in die Nachbarländer geflohen.

Flucht in den Libanon

Allein in den Libanon – ein Land mit sechs Millionen Einwohner*innen – flohen insgesamt 914,648 Syrer (Stand Dezember 2019). Rund 340,000 der registrierten syrischen Geflüchteten leben im Bekaa-Tal im Osten Libanons, in zum Teil stark abgelegen und benachteiligten Regionen. Die Menschen leben in provisorischen Flüchtlingscamps, sind stark traumatisiert, verletzt und haben nicht genügend Nahrung. Dabei haben die meisten keine Aussicht auf eine Rückkehr in ihre Heimat, denn ihre Häuser sind zerstört und der Bürgerkrieg in Syrien erreicht immer wieder traurige Höhepunkte. Besonders Menschen mit Behinderung stehen vor einer großen Herausforderung, wenn es darum geht, ihre Grundbedürfnisse an Rehabilitation und medizinischer Versorgung zu decken. Denn obwohl das UNHCR erklärt, dass syrische Geflüchtete im Libanon diskriminierungsfreien Zugang zu öffentlichen und privaten Gesundheitseinrichtungen haben, ist das libanesische Gesundheitssystem weitestgehend privatisiert. „Die Geflüchteten können sich eine medizinische Grundversorgung nicht leisten. Die Kosten für eine Primär- oder Krankenhausversorgung, wie Behandlungs- und Arztgebühren oder Transportkosten, sind zu hoch. Menschen mit Behinderung benötigen zudem spezialisierte Versorgung und Rehabilitation – dieser Zugang wird ihnen verwehrt“, erklärt Ingrid Lebherz, Geschäftsführerin von AWO International.

Menschen mit Behinderung werden diskriminiert

Die unabhängige Forscherin und Beraterin der Sozialwissenschaften, Emilie Combaz, forschte 2018 zur Situation von Menschen mit Behinderung im Libanon und schreibt:

Es gibt im Libanon einen systematischen Mangel an Rechten, Ressourcen und Dienstleistungen für Menschen mit Behinderungen, der in erster Linie auf die Untätigkeit des Staates zurückzuführen ist. Infolgedessen erleben Menschen mit Behinderungen weit verbreitete Diskriminierung, Marginalisierung, Ausgrenzung und Gewalt durch eine Reihe von staatlichen und nichtstaatlichen Institutionen und Einzelpersonen – zu Hause und außerhalb. Dies gilt für alle Bereiche ihres Lebens. Insbesondere Arbeit und grundlegende Dienstleistungen für sie sind knapp, nicht zugänglich und von schlechter Qualität.

Eine mobile Klinik für inklusive Gesundheitsversorgung

Gemeinsam mit unserer Partnerorganisation Mousawat und mit finanzieller Unterstützung von Aktion Deutschland Hilft, Nachbar in Not (NiN) und Volkshilfe Solidarität, unterstützen wir eine mobile Klinik, mit der Menschen mit Behinderung und deren Familien leicht erreicht und medizinisch versorgt werden können. An Bord der Klinik befinden sich Ärzt*innen, Pflegepersonal, Physio- und Psychotherapeut*innen sowie Sozialarbeiter*innen. Die Patient*innen können dadurch gleichzeitig medizinische, psychologische und physiologische Hilfe erhalten. Die Kosten für die Behandlung werden von AWO International und den Partnern getragen. Ein besonderer Fokus liegt zudem auf Rehabilitations- und Sensibilisierungsmaßnahmen, damit Menschen mit Behinderung autonomer und physisch unabhängig werden können. Weiter stellt die mobile Klinik Hilfsmittel und korrigierende Vorrichtungen, wie Rollstühle, Orthesen, Prothesen und Hörgeräte zur Verfügung. Denn viele haben im Krieg Gliedmaßen durch den Einsatz von Bomben und Landminen verloren.

Ein Verstoß gegen humanitäres Völkerrecht

Deshalb schließen wir uns gemeinsam mit fast 70 amerikanischen und nicht-amerikanischen Organisationen einer Petition an das Weiße Haus und das amerikanische Verteidigungsministerium an. Denn Ende Januar ließ US-Präsident Trump verkünden, das bestehende Verbot des unbegrenzten Einsatzes von Landminen durch die US-Armee aufzuheben. Diese Entscheidung verurteilen wir aus Schärfste! Landminen verstoßen gegen das humanitäre Völkerrecht und halten sich nicht an Friedensabkommen und Waffenstillstände. Sie töten und verstümmeln weiterhin jeden Tag Zivilisten, wobei Kinder besonders gefährdet sind.

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