Am 15. März 2011 - also vor neun Jahren - begann die schlimmste humanitäre Krise seit Ende des Zweiten Weltkrieges: Durch den anhaltenden Bürgerkrieg in Syrien sind mehr als 11,7 Millionen Menschen auf Humanitäre Hilfe angewiesen, darunter 5 Millionen Kinder. Über 6 Millionen Syrer sind Binnenflüchtlinge, also im eigenen Land auf der Flucht – mehr als 5 Millionen Syrer sind in die Nachbarländer geflohen.
Flucht in den Libanon
Allein in den Libanon – ein Land mit sechs Millionen Einwohner*innen – flohen insgesamt 914,648 Syrer (Stand Dezember 2019). Rund 340,000 der registrierten syrischen Geflüchteten leben im Bekaa-Tal im Osten Libanons, in zum Teil stark abgelegen und benachteiligten Regionen. Die Menschen leben in provisorischen Flüchtlingscamps, sind stark traumatisiert, verletzt und haben nicht genügend Nahrung. Dabei haben die meisten keine Aussicht auf eine Rückkehr in ihre Heimat, denn ihre Häuser sind zerstört und der Bürgerkrieg in Syrien erreicht immer wieder traurige Höhepunkte. Besonders Menschen mit Behinderung stehen vor einer großen Herausforderung, wenn es darum geht, ihre Grundbedürfnisse an Rehabilitation und medizinischer Versorgung zu decken. Denn obwohl das UNHCR erklärt, dass syrische Geflüchtete im Libanon diskriminierungsfreien Zugang zu öffentlichen und privaten Gesundheitseinrichtungen haben, ist das libanesische Gesundheitssystem weitestgehend privatisiert. „Die Geflüchteten können sich eine medizinische Grundversorgung nicht leisten. Die Kosten für eine Primär- oder Krankenhausversorgung, wie Behandlungs- und Arztgebühren oder Transportkosten, sind zu hoch. Menschen mit Behinderung benötigen zudem spezialisierte Versorgung und Rehabilitation – dieser Zugang wird ihnen verwehrt“, erklärt Ingrid Lebherz, Geschäftsführerin von AWO International.