Ende September begann der erste Fachkräfteaustausch zwischen unseren zentralamerikanischen Partner*innen und AWO-Mitarbeiter*innen. Nachhaltige Entwicklung, Bildung für nachhaltige Entwicklung, die Agenda 2030 und Herausforderungen in der Sozialen Arbeit bilden den thematischen Kern der transatlantischen Begegnung. Der erste Teil fand über fast drei Wochen in Deutschland statt: Zwei Workshops und ein Training „Globales Lernen in der freien Wohlfahrtspflege“ bilden den Rahmen, um sich kennen zu lernen und die Herausforderungen sozialer Arbeit in unserer Partnerregion und Deutschland zu thematisieren. Ein Besuch am AWO-Arbeitsplatz der Teilnehmenden aus Deutschland rundet den ersten Teil ab.
Trotz des anfänglichen Kulturschocks ist für Queily Diaz von der Organisation OCDIH aus Honduras klar, dass der Fachkräfteaustausch sowohl eine positive persönliche Erfahrung als auch eine Bereicherung für ihre Arbeit ist. „Ich habe sehr viele neue Methoden kennengelernt und konnte bei der AWO Stade in Buxtehude sehen, wie in Deutschland mit Migrant*innen gearbeitet wird“. Des Weiteren betont die Sozialarbeiterin: „Ich finde es auch sehr wichtig, dass die Arbeit, die AWO International in Zentralamerika leistet, bekannter wird und mehr Leute von den Problemen erfahren, denen wir uns täglich in unserer Arbeit entgegenstellen.“
Im Sinne des Globalen Lernens ist der Erfahrungsaustausch keine Einbahnstraße: Im März 2020 findet der Gegenbesuch der AWO-Mitarbeiter*innen bei unseren Partnerorganisationen statt, wo sie Einblick in Ansätze und Strategien Sozialer Arbeit in Zentralamerika erhalten. Ein Abschlussseminar, bei dem auch die Ergebnisse der Projekte präsentiert werden, rundet das Austauschprogramm ab.
Neben den Fachkräften hatten auch jeweils ein*e Jugendliche*r aus unseren zentralamerikanischen Partnerorganisationen die Möglichkeit, in Berlin an einem Jugendaustausch teilzunehmen: die Jugendbegegnungswerkstatt „Die Welt reparieren“ fand vier Tage lang im Jugendkulturzentrum „Die Pumpe“ in Berlin-Mitte statt. Zum 100-jährigen AWO-Jubiläum organisierten der AWO Landesverband Berlin sowie LV Brandenburg, AWO International und das Landesjugendwerk Berlin die Begegnung. Die insgesamt 40 Teilnehmenden aus Berlin, Brandenburg, Guatemala, Honduras, Mexiko und Nicaragua wuchsen in einer ersten Workshop-Phase zu einer Gruppe zusammen, die trotz Sprachbarrieren einen Weg fand zu kommunizieren und sich auszutauschen. Der Höhepunkt der Begegnung stellte das Bar Camp dar – eine Methodik, bei der die Jugendlichen selbst die Themen, Aktivitäten und Workshops gestalteten. Neben Diskussionen über Klimaschutzpolitiken, einem Spanisch/Deutsch Crashkurs und Tanzstunden kam es auch zu einem offenen Austausch über die jeweilige Lebensrealität der Jugendlichen und die Beweggründe, sich freiwillig zu engagieren.
Der 20-jährige Willy von der Partnerorganisation ACCSS in Guatemala nimmt aus der Begegnungswerkstatt hauptsächlich neue Techniken und Methoden mit, die er in dem Jugendnetzwerk Ak’Molam anwenden möchte. Doch auch persönlich wurde er von der Jugendbegegnung berührt: „Für mich war besonders der Austausch mit den anderen Jugendlichen interessant. Ich habe festgestellt, dass die Teilnehmenden mit Migrationshintergrund ähnliche Geschichten erzählen und für die gleichen Dinge kämpfen, wie wir im Ixcán“.
Dank Übersetzungsapps, sozialen Medien und dem Internet, werden einige der Jugendliche wohl auch in Zukunft in Kontakt bleiben und auf diese Weise – zumindest ein Stückchen – die Welt zu reparieren.