Zudem umfasst das Programm von AWO International ein regionales Projekt, welches in Zusammenarbeit mit der mittelamerikanischen Filmschule ECC in Mexiko, Guatemala, El Salvador und Nicaragua umgesetzt wird. Ausgehend vom Konzept der partizipativen Kommunikation bietet die Filmschule ein Kursprogramm an, bei dem Jugendliche die theoretischen und praktischen Grundlagen für die Produktion von Filmen lernen. „Ich weiß noch genau, dass der erste Workshop des Projektes am 14. Juli 2010 stattfand. Manche Dinge im Leben vergisst man nie und dieses Datum werde ich niemals vergessen. Die Möglichkeit, mit einer Videokamera zu arbeiten, öffnete uns ganz neue Türen. Zum damaligen Zeitpunkt wussten wir gerade einmal, was eine Fotokamera ist“, erzählt Ingrid, Projektteilnehmerin aus Guatemala. „Es war für mich eine Herausforderung, an dem Projekt teilzunehmen. Viele waren der Meinung, dass ich nicht in der Lage sei, bei dem Projekt mitzumachen – und das nur, weil ich eine Frau bin. Aber ich ließ mich nicht unterkriegen und habe das Projekt für mich als Chance begriffen. Und Stück für Stück konnte ich auch die anderen davon überzeugen, dass wir Frauen die gleichen Fähigkeiten wie Männer haben“, so Ingrid weiter.
Die von den Jugendlichen produzierten Filme zielen darauf ab, das eigene soziale Umfeld widerzuspiegeln. Im Anschluss präsentieren die Jugendlichen ihre Videos in ihren Gemeinden. „Wir zeigen die Filme in den Gemeinden, um sie für die in den Kurzfilmen gezeigten Probleme zu sensibilisieren und die Menschen, zur Reflexion anzuregen. Die Lernerfahrung, die die meisten Menschen aus unseren Filmen ziehen, ist, dass wir alle Verantwortung für das, was in unseren Gemeinden passiert, tragen. Es bringt nichts, wenn wir die Schuld den anderen in die Schuhe schieben, sondern wir müssen alle hinsehen und gemeinsam an einer Lösung arbeiten.“
Nachhaltig geprägt: Was folgt nach dem Regionalprogramm?
Die unterschiedlichen Projekte haben die Jugendlichen nachhaltig geprägt. Einige von ihnen wurden sogar für ihren beruflichen Werdegang inspiriert, so zum Beispiel Ana Guadalupe: „Ich studiere derzeit Medizin. Damit möchte ich erreichen, dass mein Wissen, was ich im Rahmen des Projektes erlangt habt, ergänzen kann und so in der Lage bin, auch aus medizinischer Perspektive einen Workshop für Jugendliche beispielsweise über Sexualkrankheiten zu geben.“ Auch María möchte in Zukunft weiterhin mit Jugendlichen zusammenarbeiten. Sie strebt eine Karriere als Psychologin an: „Ich würde gerne mit Jugendlichen zusammenarbeiten, die in der Vergangenheit straffällig geworden sind, und sie bei ihrer sozialen Wiedereingliederung unterstützen. Jeder Mensch hat eine zweite Chance im Leben verdient.“
„Nach zwölf Jahren intensiver Arbeit in der Jugendgewaltprävention und Jugendförderung haben wir viel gelernt. Unser neues Regionalprogramm wird sich auf das Thema Migration fokussieren. Jedoch werden wir auch in diesem Zusammenhang die Jugendgewaltprävention und Jugendförderung weiterhin mitdenken, schließlich gehören die fehlenden Perspektiven und die Gewaltsituation in Mittelamerika zu den Hauptursachen, die jährlich Tausende junge Menschen in die Flucht nach Mexiko oder die USA treibt“, so Karin Eder.
Autorin: Victoria Baumann