Im Anschluss tauschten sich die Teilnehmenden über die Frage aus, wie sie im Jahr 2030 in ihren Verbänden arbeiten möchten. Wie sehen dabei die Rahmenbedingungen aus? Die Teilnehmenden erstellten ein optimistisches und auch realistisches Bild, welches Handlungsspielräume sowohl auf struktureller, als auch kultureller Ebene aufzeigte:
- Die Arbeiterwohlfahrt wird darin als Verband wahrgenommen, dem Klimaschutz wichtig ist und sich als starker Lobbyverband für soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit einsetzt, Sachmittel nachhaltig und fair beschafft und den Fleischverbrauch - der hohe ökologische Kosten verursacht und eine wichtige Stellschraube im Klimaschutz darstellt - in den angeschlossenen Einrichtungen um die Hälfte reduziert hat. Energieeffizienz und die Nutzung von erneuerbaren Energien helfen zusätzlich dabei, die Umweltbelastungen der Verbandsarbeit deutlich zu reduzieren.
- Nachhaltiges Wirtschaften und Arbeiten ist nicht nur strukturell, sondern auch kulturell im Verband verankert, Verantwortliche bekennen sich klar dazu und leben Umweltmanagement vor – Nachhaltigkeit ist im Arbeitsalltag ein Querschnittsthema und nicht verhandelbar.
Aus dieser „Vision 2030“ haben die Teilnehmenden, ganz im Sinne der Agenda 2030, mögliche Handlungsschritte abgeleitet, die mögliche Entwicklungspfade kennzeichnen:
- Die Arbeiterwohlfahrt kann auch bei Nachhaltigkeitsthemen kraftvoll auftreten und sich neue Partner*innen und Verbündete, zum Beispiel Umweltverbände, suchen.
- Der Verband kann dafür eintreten, dass Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte stärker in der Refinanzierung sozialer Arbeit berücksichtigt werden.
- Einrichtungen können dabei unterstützt werden, lokale Partnerschaften für die Verpflegung mit regionalen und saisonalen Lebensmitteln zu sichern und eine Debatte über die sozialen und ökologischen Kosten eines hohen Fleischkonsums anzustoßen.
- Qualitativ hochwertige Investitionen sichern nachhaltiges, langfristiges und ressourcenschonendes Handeln ab. Dies gilt sowohl für Bau- als auch Beschaffungsinvestitionen.
- Nachhaltigkeitsaspekte leiten Ziel- und Strategieformulierungen und entwickeln für alle Mitarbeiter*innen Verbindlichkeit im Handeln. Eine Bestandsaufnahme, zum Beispiel die Messung des ökologischen Fußabdrucks, bildet dafür eine aussagekräftige Grundlage.
- Einrichtungs- und verbandsübergreifender Austausch, die Nutzung vorhandenen Wissens und die Entwicklung eines Bewusstseins für nachhaltiges Handeln sowie die Entwicklung von praktischen Instrumenten können dabei hilfreich sein.
Darüber hinaus erkannten die Teilnehmenden auch konkrete Schritte, die kurz- und mittelfristig umgesetzt werden können, darunter:
- Verankerung von nachhaltigem Handeln als Bestandteil von Aus- und Weiterbildungsangeboten
- Das papierlose Büro,
- Ein Lieferant*innen-Check auf Nachhaltigkeit,
- Das Bereitstellen von finanziellen Ressourcen über Projektmittelanträge
- Vorleben von Nachhaltigkeit durch Führungspersonen und Mitarbeitende
- Verankerung von Verantwortung für nachhaltige Entwicklung in Stellenaus und -beschreibungen
- EMAS für Alle!
Die Ergebnisse der Zukunftswerkstatt boten Maike Beutler (AWO Bundesverband) eine ideale Grundlage, um auf die Bedeutung des Themas im Rahmen des Jubiläumsjahres 2019 hinzuweisen. So rief Gründerin Marie Juchacz bereits 1949: „Von der Leitung der Arbeiter-Wohlfahrt in ihrem Zentrum und von sehr vielen Knotenpunkten geht sichtbar der Geist des Fortschritts aus, der notwendig ist, um mit der Zeit und ihren Erfordernissen zu gehen. Die großen Aufgaben der Gegenwart verlangen, daß man sie begreift, sich mit ihnen auseinandersetzt und dabei sofort mit Lösungsversuchen beginnt.“ Viele globale Ziele für nachhaltige Entwicklung sind mit Zielen des Verbandes bereits seit 100 Jahren deckungsgleich. Insbesondere die mit dem Jubiläums-Jahr verbundene Wertediskussion ermöglicht es, auch Aspekte von nachhaltiger Entwicklung in der Verbandsarbeit zu verankern.
Brigitte Döcker, Mitglied des Vorstands (AWO Bundesverband), fasste im Anschluss den Tag und die Impulse zusammen und erkennt in nachhaltiger Entwicklung einen mühsamen Prozess, der vor allem durch mutige, engagierte und überzeugte Praktiker*innen angestoßen wird, die innerhalb der Verbände Wertschätzung erfahren müssen. Um einen Beitrag zur Umsetzung der globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung zu leisten, lohnt es sich, an den vielen kleinen Initiativen anzuknüpfen und gemeinsam weiterzumachen. Ingrid Lebherz, Geschäftsführerin von AWO International, teilt diese Einschätzung: „Wir haben uns sehr gefreut, wie viel auch in unserem Verband bereits in Bewegung und durch diese Tagung für alle sichtbar geworden ist. Dies reicht von den Umweltdetektiven bis zu Solardächern, Umstieg auf Öko-Strom, Gedanken zu CO²-reduzierter Ernährung – sehr beeindruckend. Ich freue mich auf die Tagung im nächsten Jahr“.
So bewerten es auch die Teilnehmenden: Sie fühlen sich nach dem Netzwerktreffen insgesamt darin bestärkt, Nachhaltigkeitsprojekte zu planen und umzusetzen und haben überwiegend neue Ideen für solche Projekte entwickelt. Sie haben neues Wissen über die SDGs gewonnen und erkennen diese als Unterstützung darin, Nachhaltigkeitsprojekte vor Ort durchzusetzen – sie werden zu Promotorinnen und Promotoren für die globale Nachhaltigkeitsagenda. Die Aspekte „Kontakte knüpfen“ und „Netzwerken“ müssen bei der Fortsetzung der Veranstaltung im kommenden Jahr, auf die sich alle Teilnehmenden freuen, jedoch stärker gewichtet werden.
Das nächste Netzwerktreffen „Nachhaltigkeitsziele in der Wohlfahrtspflege“ findet im Zeitraum 24./25. September 2019 statt – wir freuen uns über Ihr Interesse und Ihre Teilnahme!