Die ersten Migrant*innen kehren inzwischen wieder in ihre Heimatländer zurück. Nach offiziellen Angaben aus Honduras soll es sich angeblich schon um über 4.000 Rückkehrer*innen handeln. Die Nationale Koordinierungsstelle für die Katastrophenvorsorge in Guatemala (CONRED) hingegen spricht von 5.400 Migant*innen, die sicher nach Honduras zurückgeführt wurden. Laut unserer Partnerorganisation OCDIH sind bis zum 22. Oktober allerdings nur einige wenige Busse in Honduras angekommen. Einige der Rückkehrer*innen gehen freiwillig in ihre Heimat zurück, da die Gefahren auf der Route zu groß sind. Der Großteil von ihnen wird zur Rückkehr gezwungen.
Auch in der Politik schlägt die Karawane hohe Wellen. So kündigte die US-amerikanische Regierung an, die Entwicklungsgelder für Guatemala, Honduras und El Salvador zu stoppen, sollten diese Länder die Karawane nicht aufhalten. Der guatemaltekische Präsident Jimmy Morales wies diese an Bedingungen geknüpfte Unterstützung zurück. Die Migrant*innen sehen sich einer wachsenden Kriminalisierung ausgesetzt. So sieht Donald Trump die Karawane als „Invasion“ und warnt vor den angeblich vielen Kriminelllen und Bandenmigliedern. Außerdem werden Gerüchte laut, die Karawane sei politisch motiviert und von unterschiedlichen Quellen gesponsort - darunter die honduranische Opposition und Venezuela. Wilmer Aranda, Projektkoordinator von OCDIH, hatte selbst die Gelegenheit, mit den Migrant*innen zu sprechen und hält diese Anschuldigung für falsch: „ Die Leute werden nicht bezahlt und sind auch nicht gekauft. Jeder, den wir auf der Straße getroffen haben, erzählt von der unglaublichen Armut. Armut und Gewalt: das sind die Gründe für die Flucht aus ihrer Heimat.“
Wir gehen nicht, weil wir wollen, sondern weil uns Gewalt und Armut vertreiben
Eines der Migrationskomitees, die OCDIH mit Hilfe von AWO International ins Leben gerufen hat, sieht das ähnlich. Es seien die Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit, die die Menschen vertreiben. Durch den Preisverfall des Kaffees wird inzwischen auch die Arbeit in den Plantagen immer schlechter entlohnt. In den Fabriken um San Pedro Sula sind die Arbeitsbedingungen und Löhne so schlecht, dass es nicht zum Leben reicht. Deshalb, so erzählen die Mitglieder des Komitees, hätten sich viele Honduraner*innen spontan der Karawane angeschlossen. Sie sahen die Menschen vorbeiziehen und sind nur mit dem, was sie gerade bei sich hatten, losgelaufen. Viele haben deshalb weder Dokumente, noch angemessene Kleidung oder ausreichend Hygieneartikel bei sich. Unsere Partnerorganisation OCDIH informiert, gemeinsam mit dem Komitee, die Migrant*innen an der Grenze über Migrationsrouten, klärt sie über ihre Rechte auf und macht auf die Risiken von unsicherer Migration und Menschenhandel aufmerksam.